Alle (vier) Jahre wieder: Rund sechs Wochen vor einer Bundestagswahl beginnt die heiße Phase des Ringens um Wählerstimmen. Ob Plakate am Straßenrand, Anzeigen in Zeitungen, im Fernsehen und Internet oder die Präsenz an Straßenständen und Haustüren – die Wahlkampfmittel sind vielfältig. Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine repräsentative Bevölkerungsbefragung unmittelbar nach der Bundestagswahl 2021 durchgeführt und gefragt, welche Werbung bei der Bevölkerung ankommt.
Mit Abstand am häufigsten wurde die Wahlwerbung von Parteien auf Plakaten wahrgenommen. 92 Prozent berichten, von mindestens einer Partei ein Wahlplakat gesehen zu haben. Ein Drittel der Befragten kann sich an Postwurfsendungen im Briefkasten erinnern. Auch Straßenstände wurden von der Mehrheit (57 Prozent) gesehen. 33 Prozent erinnert sich an Werbung in sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Twitter. Seltener ist der direkte Kontakt an der Haustür: Nur 14 Prozent berichten von einem solchen Treffen.
Wahrnehmung von Wahlkampfkommunikation nach Kommunikationskanal
Wahlplakate erreichen alle Teile der Bevölkerung. Es gibt keinen Unterschied zwischen Ost und West, Frauen und Männern oder großen Städten und ländlichen Gebieten. Menschen ab 65 Jahre geben mit 84 Prozent etwas seltener als die Jüngeren an, ein Wahlplakat gesehen zu haben. Deutlich mehr Jüngere als Ältere geben an, sich an Wahlwerbung in den sozialen Medien zu erinnern. In der Altersgruppe von 18 bis 35 Jahren haben 68 Prozent Wahlwerbung in sozialen Medien gesehen, während es bei den 50- bis 64-Jährigen 21 Prozent sind. In der Altersgruppe ab 65 Jahren sind es nur noch 11 Prozent. Wahlwerbung an Straßenständen hat etwas häufiger jüngere Menschen erreicht. Zwei Drittel der 18- bis 35-Jährigen kann sich an einen Wahlwerbestand erinnern, während es ab 65 Jahren nur noch die Hälfte sind.
CDU mit größtem Budget
Die Parteien verfügen über deutlich unterschiedlich große Wahlkampfbudgets. Laut einer Erhebung des Mitteldeutschen Rundfunks setzte die CDU im Bundestagswahlkampf 2021 rund 20 Millionen Euro ein, bei der SPD waren es 15 Millionen, bei den Grünen 12,5 Millionen, bei der FDP 6,5 Millionen und bei der Linken 6,8 Millionen. CSU und AfD machten keine Angabe zu ihren Wahlkampfbudgets. Die unterschiedlichen Mittel spiegeln sich in der wahrgenommenen Wahlkampfkommunikation der Parteien recht deutlich wider.
Bei den meisten Wahlkampfkanälen werden CDU/CSU und SPD mit ihren im Vergleich größten Wahlkampfbudgets am häufigsten genannt. So wurden Plakate von CDU/CSU und SPD am häufigsten erinnert (je 81 Prozent). Auch Printanzeigen in Zeitungen und Zeitschriften, Briefwerbung und Straßenstände der beiden Parteien wurden im Vergleich der Parteien jeweils am häufigsten genannt. Bei Wahlwerbung in den sozialen Medien, also bei Facebook, Instagram, Twitter und ähnlichen Anbietern, kommen den meisten Wahlberechtigten Grüne, CDU/CSU und SPD in den Sinn. Anders als bei anderen Kommunikationskanälen liegen die Grünen in den sozialen Medien fast gleichauf mit CDU/CSU und SPD. FDP und AfD erhalten dagegen etwas weniger Nennungen, wobei die Abstände nicht sehr groß sind.
Während CDU/CSU und SPD als traditionell große Parteien bei den meisten Formen der Wahlkampfkommunikation ähnlich häufig oder häufiger als die anderen Parteien wahrgenommen wurden, unterscheidet sich die Wahlwerbung in den sozialen Medien deutlich weniger zwischen den Parteien. Hier fiel den Wahlberechtigten Werbung der Grünen fast genauso häufig auf wie Wahlwerbung von CDU/CSU und SPD. Auch die FDP rangiert mit nur kleinem Abstand dahinter. Bei der AfD fällt die häufige Wahrnehmung ihrer Wahlplakate auf.
Wahrnehmung von Wahlkampfkommunikation nach Kommunikationskanal und werbender Partei
Wahlkampf ist unbeliebt
Der Wahlkampf erreicht fast alle, aber er ist nur für wenige ein Vergnügen. Ein Drittel bewertet den Wahlkampf als interessant. 17 Prozent stimmen der Aussage, der Wahlkampf sei für sie interessant gewesen, voll und ganz zu. Weitere 16 Prozent stimmen eher zu. Deutlich mehr Befragte stimmen der Aussage allerdings eher nicht oder überhaupt nicht zu.
Bewertung des Wahlkampfs
Das eigentliche Ziel des Wahlkampfs, die Wahlberechtigten über die unterschiedlichen Positionen der Parteien zu informieren, gelingt nur zum Teil. 40 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, ihnen seien die Unterschiede zwischen den Parteien im Wahlkampf deutlich geworden. Dem steht ein Drittel gegenüber, die der Aussage eher nicht oder überhaupt nicht zustimmen. Im Wahlkampf überzeugt wurden nur Wenige. Eine Mehrheit (52 Prozent) findet, keine Partei habe sie im Wahlkampf richtig überzeugt. Dem gegenüber steht etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent), welches nach eigener Aussage durchaus überzeugt worden ist.
Nur eine verschwindende Minderheit ist der Meinung, die Parteien hätten sich sehr bemüht, mit ihnen in Kontakt zu kommen. 5 Prozent stimmen hier voll und ganz oder eher zu, während 83 Prozent der Aussage eher nicht oder voll und ganz nicht zustimmen. Angesichts der breit wahrgenommenen Wahlkampfwerbung überrascht diese Einschätzung.
Am 30. September 2021 begann eine repräsentative Telefonumfrage unter der deutschsprachigen Wahlbevölkerung ab 18 Jahre in Deutschland. Bis zum 20. November 2021 wurden insgesamt 4.000 Personen zufällig ausgewählt und befragt. Die gesamte Studie finden Sie hier.