Die Bundestagswahl ist am 26. September. Die Parteien befinden sich längst im Wahlkampf-Endspurt. Im Mittelpunkt steht vor allem die K-Frage: Wer folgt auf Kanzlerin Angela Merkel?
Zum Wahlkampfbeginn im Frühjahr 2021 fielen die Umfrageergebnisse mehr und mehr pro Baerbock aus. Das änderte sich zwischenzeitlich zugunsten von Laschet, um seit August eindeutig Scholz als aussichtsreich in Führung liegenden Kanzlerfavoriten auszumachen. Diese Analyse ermittelt, in welcher Beziehung diese Umfragewerte zu den Performancewerten auf den Social-Media-Kanälen Instagram, Twitter und Facebook stehen.
Dazu haben wir auf Basis von Analyseergebnissen aus dem Mai 2021 zu den Parteien und Kanzlerkandidaten Daten als Entwicklungstrends abgebildet aus dem Zeitraum 10. Mai bis 31. August. Inwieweit sich die Nominierung zum Kanzlerkandidaten als Reichweiten-Booster der Social Media Accounts entpuppt, machen wir zum Thema, indem wir Vergleiche mit den Wachstumszahlen von Söder, Habeck und Lindner anführen. Zudem bilden wir ab, wie es um den mobilen Sichtbarkeitsindex der Parteien und Kandidaten bestellt ist.
Baerbock distanziert Rivalen im Reichweiten-Ranking
Baerbock gewinnt im Zeitraum Mai bis August nach absoluten Zahlen auf Instagram, Twitter und Facebook zusammengerechnet mit 150.000 Followern mehr als dreimal so viele Follower hinzu wie Scholz und Laschet – und baut ihren Spitzenplatz im Reichweiten-Ranking aus. Laschet hat zwar 6000 Follower weniger als Scholz auf seinen Accounts hinzugewonnen, dennoch kann sich der CDU-Kandidat auf Rang zwei behaupten – vor seinem Rivalen aus der SPD, der ein Plus von 49.000 Followern verbuchen kann.
Die Rangfolge im Follower-Ranking hat sich seit Mai nicht verändert, auch wenn Olaf Scholz etwas stärkeres Wachstum auf seinen Accounts verzeichnen konnte als Armin Laschet. Auf Platz eins ist Annalena Baerbock (673.000 Follower), auf Platz zwei ist Armin Laschet (287.000 Follower) und auf Platz drei Olaf Scholz (239.000 Follower).
Prozentrechnung „Follower-Wachstum“
Scholz legt seine im Mai noch existente Instagram-Ignoranz ab: So verzeichnet der SPD-Mann prozentual betrachtet einen exorbitant hohen Follower-Zuwachs auf Instagram mit 83,3 Prozent – allerdings bleibt er auf diesem Kanal Follower-Tabellenschlusslicht. Baerbock liegt in meilenweiter Mediaferne zu ihren Rivalen Laschet und Scholz. Das unterstreichen auch die beiden Wachstumsbestwerte auf Facebook und Twitter.
Content is King … oder Queen: Scholz‘ Fleißnote vs. „weniger ist mehr“
Auf den drei Baerbock-Accounts, den Follower stärksten Adressen, werden seit Mai weniger Beiträge gepostet als auf denen von Laschet und Scholz. Die Accounts von Scholz liefern mit großem Vorsprung die meisten Content-Beiträge – dennoch bleiben die Scholz-Accounts auch aktuell die mit den wenigsten Followern.
Olaf Scholz ist sehr fleißig – er liefert die höchste Anzahl an Posts. Am aktivsten ist er auf Twitter. Aber trotzdem hat er weniger Follower als Baerbock und Laschet.
- Twitter: Scholz legt höchste Priorität auf Tweets (506 Tweets). Der Twitter-Titan aus Hamburg tweetet nahezu dreimal so viel wie Baerbock (168) und Laschet (169).
- Instagram: Auf diesem Kanal platziert Scholz signifikant weniger (123 Beiträge) als auf Facebook und Twitter, bewegt sich auf Instagram mit Laschet (121) auf Augenhöhe – und hat 33 Prozent mehr Beiträge als Baerbock (81).
- Die Spitzenkandidatin der Grünen postet wie bereits zwischen Januar und Mai auch bis Ende August bedeutend weniger auf den 3 Kanälen als ihre Konkurrenten
User Engagement: Baerbock bestätigt Bestwerte, Scholz wächst stark
Scholz hat mit 47,8 Tausend nur ein Fünftel der Follower von Barbock. Damit ist es für ihn auch etwa fünfmal leichter einen besseren prozentualen Engagement-Wert zu erreichen. Facebook ist der einzige Kanal, auf dem mit Laschet ein Kandidat ein rückläufiges Engagement aufweist
FDP-Follower-Fürst Lindner lässt die Kanzlerkandidaten hinter sich
Der FDP-Chef Christian Lindner ist mit aktuell 991.000 Followern insgesamt auf den drei Kanälen Instagram, Twitter und Facebook drauf und dran, die Messlatte der Millionengrenze zu überqueren – und hat damit im nationalen Top fünf Ranking der reichweitenstärksten Spitzenpolitiker – vor Baerbock und Laschet. Ein Vergleich mit den Wachstumszahlen der Kanzlerkandidaten zeigt: Der FDP-Vorsitzende generiert an absoluten Zuwachszahlen seit Mai 71.000 neue Follower und damit mehr als Laschet (43.000) und Scholz (49.000). Auch ohne den Reichweiten-Turbo Kanzlerkandidat kann Lindner dank seines Digitalisierungsfokus signifikante Social-Media-Punkte gutmachen. Baerbock und Laschet generieren allerdings mit dem Reichweitentreiber der Kanzlerkandidaten-Positionierung ausgerüstet prozentual stärkere relative Wachstumswerte (Baerbock 23 Prozent, Laschet 16,2 Prozent) als Lindner (6,5 Prozent). These: Hätte Lindner seinen Hut in den Kanzlerkandidaten-Ring geworfen, hätte er zumindest Reichweitenwachstumssieger werden können.
Die Rangfolge der deutschen Spitzenpolitiker mit den Follower-stärksten Accounts auf Instagram/Facebook/Twitter hat sich seit Mai nicht verändert, obwohl die beiden Kanzlerkandidaten Baerbock und Laschet prozentual höhere relative Wachstumswerte generieren konnten als das Führungstrio Lindner-Sonneborn-Söder.
Reichweiten-Entwicklung der „Nicht-Kandidaten“ Söder und Habeck
Als im Mai die Entscheidungen in der Kanzlerkandidaten-Kür zugunsten von Baerbock und Laschet ausfielen, mussten sich die Mitbewerber Markus Söder und Robert Habeck mit der Verliererrolle auseinandersetzen. Damit einher geht auch die Verliererrolle hinsichtlich des Follower-Wachstums bei Social Media.
Söder verzeichnet nur ein leicht ansteigendes Follower-Wachstum (Insta +4,9 Prozent, Twitter +5,9 Prozent). Der Vergleich mit Laschet, zeigt, um wie viel stärker sich die Positionierung als Spitzenkandidat auf Reichweitenwachstum auswirkt: Laschets Accounts wachsen mehr als dreimal so stark – auf Instagram um 17 Prozent und um 21 Prozent auf Twitter.
Habeck, der seine Social-Media-Präsenz auf Instagram begrenzt, wächst bedeutend stärker als Söder. So entspricht Habecks (17,1 Prozent) Wachstumssteigerungsrate exakt der von Laschet, bleibt aber deutlich hinter der von Parteikollegin Baerbock (26,3 Prozent) zurück.
Parteien im Performance-Check
Ein Blick auf die drei Kanäle ergibt folgendes Reichweiten-Wachstumsbarometer: starker Anstieg auf Instagram, Stagnation auf Facebook und Twitter. Die Entwicklungen der Follower-Zahlen der Parteien zeigt folgende Wachstumstrends:
- Instagram Engagement: Die FDP (zweitstärkste Insta-Followerzahl) steigert den stärksten Engagement-Wert nochmals von 6,4 Prozent auf 8,2 Prozent. Die SPD (von 2 auf 3,6 Prozent) überholt zwar die Linke, bleibt aber hinter der CDU.
- Beim Twitter-Engagement führt weiterhin die AfD, die Grünen legen die signifikanteste Steigerung hin, und das als Follower-stärkste Partei.
- Facebook-Engagement: Auf Facebook herrscht weitestgehend Stagnation. AfD und CSU verzeichnen sogar einen Engagement-Rückgang.
Web-Netz wird die Bewegungen auf den Social-Media-Accounts der Politiker und Parteien weiter im Blick behalten. Wir sind gespannt, was sich in den letzten Tagen des Bundestagswahlkampfs noch ereignen wird.