Die politischen Parteien im Online-Check

Social Media

Wer als politische Partei erfolgreich kommunizieren will, braucht eine Online-Strategie für seine Social-Media-Kanäle sowie für die Präsenz der Parteien-Website bei Google. Jedoch weist die Markenbildung der politischen Parteien im Netz noch ein beträchtliches Wachstumspotenzial auf. Das zeigt der Web-Netz Online-Check, der neben den Social-Media-Bewertungskategorien Follower und Engagement auf den Kanälen Twitter, Facebook, Instagram und YouTube auch die Kennzahl der virtuellen Wahrnehmung der Parteien-Websites bei Google abbildet.

Labile Lage: Sichtbarkeit der Parteien bei Google

Der Sistrix-Sichtbarkeitsindex zeigt an, wie präsent die Parteien-Websites bei Google sind. Verantwortlich dafür sind die Hebel Content und Suchmaschinenoptimierung (SEO). Der Web-Netz-Check brachte folgendes Ergebnis: Der CSU gelingt temporär ein deutlicher Sieg, gefolgt von der SPD. Aber die Gesamtlage ist ernüchternd: Den Parteien fehlt eine tragfähige SEO-Strategie, um Google-Nutzer auf ihre Website zu locken.

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Social-Media-Check zeigt Volksparteien-Leck

In der Social-Media-Performance-Analyse der Parteien CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke, FDP, AFD und „Die Partei“ schneiden besonders die Volksparteien SPD und CDU/CSU schlecht ab – was die These nährt, jahrelang die digitale Kommunikation verschlafen zu haben. Anders die kleineren Parteien: Vorranging die Grünen und die AFD verfolgen schon länger eine Social-Media-Strategie, mit der sich erhebliche Reichweiten generieren lassen.

  • Die AFD (dritthöchste Followerzahl) positioniert sich auch online als Protestpartei, die stark im Kleinbürgertum aber auch am rechten Rand fischt.
  • Die Grünen (Höchster Followerwert) profitieren davon, dass sie besonders bei jüngeren Wählergruppen beliebt sind, die überproportional auf den sozialen Medien anzutreffen sind.

 Social-Media-Follower als Rückhalt in Relation zu Parteimitgliedern

Nach absoluten Zahlen siegen in der Kategorie Social-Media-Follower die Grünen vor „Die Partei“. Die meisten Parteimitglieder hat die SPD, gefolgt von der CDU. Werden die Parteimitglieder in Relation zu den Social-Media-Follower gesetzt, wird der große Unterschied zwischen Social-Media-Rückhalt und traditioneller Mitgliederanzahl deutlich. An der Spitze landen polarisierend Parteien mit wenigen Mitgliedern: Die AfD siegt deutlich vor „Die Partei“, gefolgt von der Linken.

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Das Twitter-Trio lässt die „Follower-Ampel“ leuchten

Grün, Rot und Gelb – diese Parteifarben zieren die Top drei des Twitter-Follower-Rankings. Die SPD erzielt mit der zweitstärksten Followerschaft ihren einzigen Podiumplatz im Social-Media-Check. Grundsätzlich sind die auffällig niedrigen Engagements darauf zurück zu führen, dass Twitter ein Kurznachrichten-Kanal mit schwächer ausgeprägter Interaktionskultur ist. Im Vergleich mit Instagram, Facebook und YouTube ist Twitter die followerstärkste Social-Media-Plattform.

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Auffälligkeit Interaktion: Da die CDU und die FDP annährend gleichauf liegen bei den Followerzahlen, ergibt sich ein vielsagender Vergleich hinsichtlich des Engagementwerts: Dort liegt die CDU deutlich im Vorteil, während die FDP Ranking-Schlusslicht ist.

AfD mit großem Vorsprung auf Facebook

Facebook steht immer wieder wegen Fake News und Hate Speech in der Kritik. Da überrascht es nicht, dass die polarisierende AfD eindeutig die Führungsrolle eingenommen hat. Der mit Anstand höchste Engagement-Wert dokumentiert die extrem interaktive Facebook-Kommunikation der AfD-Anhänger und -Gegner.

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 SPD und CDU sind die einzigen Parteien, die weniger Follower haben als Parteimitglieder – und das extrem signifikant mit über 50 Prozent weniger. Die Facebook-Challenge zwischen CSU und den Grünen entscheiden die Bayern eindeutig für sich: Zwar trennen die beiden nur knapp 11.000 Follower voneinander, jedoch erzielt die CSU einen fast vierfach so hohen Engagement-Wert – und zeigt dadurch eine deutlich engagiertere kommunikative Interaktionskultur.

„Die Partei“ auf Instagram: Winner und Looser zugleich!

Auf Instagram siegt „Die Partei“ deutlich im Follower-Ranking. Beim Engagement-Ranking ist „Die Partei“ allerdings mit null Prozent Schlusslicht: Das ist keine Überraschung, denn seit dem 16. November 2020 wurde kein Beitrag mehr gepostet. Einen auffällig schwachen Follower-Rückhalt generieren CSU und SPD auf Instagram. Sie scheinen den Trend verschlafen zu haben.

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Bei den Engagement-Werten heißt es „FDP first“. Dagegen landen die Grünen im roten Bereich. Die Freien Demokraten trumpfen mit einem herausragendem Engagement-Wert auf, und spiegeln dadurch gleichzeitig das große Wachstumspotenzial der CDU auf Instagram. Denn beide Parteien liegen bei den Followern nahezu gleichauf und bilden dadurch eine relevante Grundlage für einen direkten Vergleich der Engagement-Werte, der den Grad des interaktiven Kommunikationsklimas abbildet. 

Fazit

Der Web-Netz Online-Check liefert Ranking-Ergebnisse zur „Sichtbarkeit bei Google“, die aufzeigen, dass es die Parteien versäumen, nach einem politischen Thema suchende User auf ihre Website zu lotsen und so über die aktuelle, politische Agenda zu informieren. Auch wenn die CSU bei den Stippvisiten eine temporäre Ausnahme bildete, so hapert es doch per se bei allen Parteien an einer tragfähigen SEO-Strategie.

Die Social-Media-Kommunikation spiegelt ein breites Spektrum an Brachland, Baustellen, vereinzeltem kanalspezifischem Gelingen – und „virtuelle Welten“, die zwischen den Parteien liegen. Der Web-Netz-Check macht zudem deutlich: Besonders den alten Volksparteien CDU/CSU und SPD mit starker traditioneller Mitgliederzahl ist der Transfer bisher nicht gelungen, Social-Media-Follower und -Abonnenten als „virtuellen Anhänger-Rückhalt“ zu gewinnen.

Weitere Ergebnisse des Online-Checks zu Spitzenpolitikern und Jugendorganisationen finden sie hier.