Viele stehen jetzt nach der Wahl da und sagen: „Oh Gott“, „Oh je“, „Wie schrecklich.“
Aber: Die Realität kann man nicht verurteilen. Das ändert ja auch nichts. Und wir stehen in einer Realität, die auch am Freitag schon da war. Die nun einfach nur messbar geworden ist.
Die Realität muss man vielmehr annehmen. Auch wenn sie einem vielleicht nicht passt. Und dann beginnen, eine Veränderung zu gestalten.
Ich bin überzeugt, Kommunikation spielt bei dieser Veränderung eine entscheidende Rolle. Wir werden nicht eine neue Realität gestalten, wenn wir versuchen, das Vorgestern-Narrativ von AfD & Co. irgendwie demokratisch und verdaubar zu formulieren. White-Label-Politik ist niemals das Original. Und wird niemals dessen Erfolg haben.
Wir werden die Realität nur gestalten, wenn wir ein Zukunftsnarrativ entwickeln, das den Menschen Zuversicht gibt. Aber nicht ein Zukunftsnarrativ auf dem Arbeitslevel von Heizungsgesetzen und Cannabis-Blabla. Sondern ein Zukunftsnarrativ, das ein Magnet ist für ein Miteinander, in dem wir leben wollen. In dem jeder von uns ein wichtiger und essenzieller Teil werden kann. Egal, wie er denkt, wie er spricht und wie er konsumiert. Ein Zukunftsnarrativ, das Platz hat für alle, die guten Willens – und gerne auch anderer Meinung sind. Ein Man-on-the-Moon-Narrativ für unsere Gesellschaft.
Das sollte einer professionellen Politik, der die Gesellschaft wichtiger ist als sie selbst, eigentlich gelingen. Das ist nichts mehr und nichts weniger als die Kunst der Staatsführung. Dazu braucht es eine Leadership-Rhetorik. Und das ist – mit Verlaub – der Job von Kanzler & Co.