Er kann es einfach nicht lassen. Sobald Stefan Raab eine gewisse Anzahl von Leuten um sich herum hat, muss er einfach entertainen. „An welche Szene erinnert Sie das hier?“, fragt der 46-Jährige die versammelte Presse im türkisfarbenen Studio B in Berlin-Adlershof, wo am Sonntag das TV-Duell zwischen Angela Merkel (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) stattfindet.
An ein Schwimmbecken, ein Pinguingehege raunt es ihm von der Balustrade entgegen, von der aus die Journalisten auf die Moderatoren blicken. „Ich denke eher an einen Pavian-Käfig“, scherzt Raab und hat die Lacher auf seiner Seite. Anschließend macht er wie ein gewöhnlicher Zuschauer mit seinen Moderatorenkollegen ein Foto mit seinem iPhone.
Als das „TV-Ereignis des Jahres“ wird das TV-Duell gern von den beteiligten Medien angepriesen. Fast noch wichtiger, als die Frage wie es Peer Steinbrück schafft, Angela Merkel aus der Reserve zu locken, scheint einigen Beobachtern die Performance von Stefan Raab zu sein. Bleibt er brav, trägt er gar eine Krawatte?
Raab ist gewissermaßen zum ersten Mal bei einer Show, dessen Regeln er sich vorher nicht ausgedacht hat. Und wie immer hat er sich gut vorbereitet. So gut, als wenn er wie bei „Schlag den Raab“ gegen Merkel und Steinbrück am Sonntag in 15 Disziplinen antreten müsste.
Der Musiker und Duschkopferfinder genießt den Medien-Hype. Bei der Pressekonferenz kriegt das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Zwischen Anne Will und Raab scheint die Chemie in der Tat zu stimmen. Deshalb bilden sie am Sonntag auch ein Moderatorenduo. Ganz anders als zwischen Raab und Peter Kloeppel. Der Chefredakteur von RTL mahnte bereits vor einigen Tagen: „Was wir aber nicht wollen, ist ein buntes Larifari. Es muss ganz klar sein: Es geht hier um ernsthafte Politik.“ Raab ließ es sich natürlich nicht nehmen, seinem allzu ernst drein guckenden Kollegen diese Aussage noch mal vorzuhalten.
Auf die Frage, ob auf seine persönliche Wahlentscheidung das Duell einen Einfluss habe, ließ sich Raab entlocken: „Ich bin flexibel“, während Maybrit Illner und Peter Kloeppel sich vor einer Antwort drückten.
Bei all dem Trubel um Raab gerät in Vergessenheit, dass es auch für Anne Will ein Debüt ist. Sie musste sich dafür rechtfertigen, dass sie für die ARD ins Rennen geschickt wurde und nicht Frank Plasberg. Will: „Ich wurde gefragt, dafür kann man sich nicht bewerben.“
Über den Inhalt des Duells selbst erfuhr man beim Pressetermin am Freitag wenig. Es wird fünf Themenkomplexe geben mit jeweils der gleichen Einstiegsfrage für beide Politiker. Die Antworten von Merkel und Steinbrück sollten wenn möglich 90 Sekunden nicht übersteigen. Maybrit Illner wird die Zuschauer begrüßen, die erste Frage bekommt Peer Steinbrück, das Schlusswort Angela Merkel. Der Herausforderer wird wahrscheinlich gegen 19.15 Uhr in Adlershof ankommen, die Kanzlerin kurz danach. Ach ja, das Rednerpult der beiden ist höhenverstellbar und nein, es gibt keine Vorschriften zu Scheinwerfereinstellungen oder Lichtwinkeln.
Übrigens: Merkel und Steinbrück können beim Duell nicht nur Raabs Wählerstimme gewinnen, sondern auch 300.000 Euro. In Anschluss sendet Pro Sieben eine Sonderausgabe der Polittalkshow „Absolute Mehrheit“. Dort ermitteln die Zuschauer den Sieger des TV-Duells. Erreichen Steinbrück oder Merkel die absolute Mehrheit der Stimmen, überweist Pro Sieben das Geld. Wenn das kein Ansporn ist.
Das TV-Duell: Sonntag, 1. September, 20.30 Uhr auf ARD, ZDF, RTL und Pro Sieben