Wie ein Landkreis Flüchtlingshelfer mobilisiert

Politikaward 2016 – Die Preisträger, Teil 6

Der Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt) wurde mit dem Politikaward 2016 in der Kategorie “Kampagnen von Bund, Ländern und Gemeinden” für sein Kommunikationskonzept für die Tätigkeit von Soziallotsen ausgezeichnet. Vor dem Eintreffen zahlreicher Flüchtlinge im Herbst 2015 hatte der Landrat schon frühzeitig über Strukturen zur Integration nachgedacht und ein Betreuungskonzept durch den Kreistag verabschiedet. Der Einsatz von Soziallotsen ist Bestandteil des umfassenden Netzwerks, das im Salzlandkreis organisiert worden ist. Es beinhaltet, dass ehrenamtlich tätige Bürger die Verwaltung vor Ort unterstützen und zuverlässige Informationen in kleineren Ortschaften, in denen Flüchtlinge dezentral in Wohnungen untergebracht sind, streuen. Die Helfer wurden dafür geschult. Das Ziel des Konzepts besteht darin, dass die Geflüchteten Kontakte zu Nachbarn knüpfen können, die sie dabei unterstützen, den Alltag zu organisieren.

Worin bestanden die größten kommunikativen Herausforderungen bei der Konzeption und Umsetzung der Kampagne?

Das Betreuungskonzept des Salzlandkreises inklusive Soziallotsen ist bereits im März 2015 dem Kreistag zum Beschluss vorgelegt worden. Für die Umsetzung sollten für präventive Maßnahmen bei der Flüchtlingsbetreuung insgesamt 500.000 Euro in die Hand genommen werden, der Salzlandkreis befand sich in der vorläufigen Haushaltsführung. Obwohl die Anzahl der ankommenden Flüchtlinge vom März zum April 2015 rückläufig war, sollte als Präventionsmaßnahme dieses Geld eingesetzt werden, mit dessen Bereitstellung der Salzlandkreis in Vorleistung ging. Es war keineswegs sicher, dass die Summe refinanziert werden würde. Durch das verschriftlichte Konzept und einer Argumentationskette, die logisch darlegte, dass die Maßnahmen notwendig sind, ist es gelungen, die 60 Kreistagsmitglieder zu überzeugen und das Konzept durch die Abstimmung im Kreistag zu legitimieren. Besonders ist die vorausschauende und frühzeitige Herangehensweise. Zum Einsetzen der “Flüchtlingskrise” war der Salzlandkreis arbeitsfähig.

Was ist an der Kampagne innovativ?

Sie beschreibt Kommunikationsstrukturen und klärt, wer was wann mit welchem gewünschten Effekt verbreitet. Das Projekt erlaubt Informationsfluss und-rückkopplung von der zuständigen Behörde in kleinere Ortschaften im ländlichen Raum. Die persönliche Informationsweitergabe steht im Vordergrund, sowohl Bürger als auch ankommende Flüchtlinge sind Teil der Informationskette. Die Soziallotsen nehmen vor ihrem Einsatz an Weiterbildungen teil, um auch die Grenzen des Tätigkeitrahmens zu kennen. Sie sind während dem Einsatz versichert und erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Welche Ressourcen hatten Sie zur Verfügung?

Das Konzept entstand im Rahmen des routinemäßigen Verwaltungshandelns. Zur Erarbeitung sind keine zusätzlichen (Personal-)Kosten entstanden. Für die Aufwandsentschädigung und Versicherung der zur Zeit tätigen 44 Soziallotsen werden Kosten in Höhe von rund 80.000 Euro jährlich veranschlagt. Die transparente Darstellung der Bedarfe führte dazu, dass das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt im November 2015 eine Richtlinie herausgab und somit den Einsatz und die Kostenübernahme für Soziallotsen in ganz Sachsen-Anhalt regelte.

Welche Erfolge konnten Sie verbuchen und an welchen Kriterien haben Sie diese gemessen?

Die Aufnahme, Unterbringung und Betreuung der ankommenden Flüchtlinge im Salzlandkreis ist bisher im Vergleich sehr gut gelaufen. Obwohl die Gebietskörperschaft in der Mitte von Sachsen-Anhalt nach dem Königsteiner Schlüssel die meisten Flüchtlinge im Land Sachsen-Anhalt aufzunehmen hatte, ist die dezentrale Unterbringung in kleinen Ortschaften insofern gelungen, als dass es kaum negative Zwischenfälle wie beispielsweise Bürgerproteste gab. Die lokale Berichterstattung der Tageszeitungen ist hier ein Indikator um die Wirkung des Konzepts zu messen.