„Ins Internet und an die Türen“
von Erik Stohn, Generalsekretär SPD Brandenburg
Wenn der Tag immer länger wird und die Zeit immer kürzer, dann ist Wahlkampf. Es ist die alle paar Jahre wiederkehrende Zeit, in der Politik und Kommunikation zu einer wunderbaren Beziehung verschmelzen und unser Wahlkampfteam in ihren Bann ziehen.
In jedem Wahlkampf hatte ich bisher eine andere Aufgabe: Mal war ich das engagierte Mitglied, später der Juso-Landesvorsitzende, 2014 war ich einfach Direktkandidat. In diesem Rennen bin ich nun zusätzlich noch der Wahlkampfleiter. Ich muss nicht nur auf meinen Wahlkreis 24 achten, der mir besonders am Herzen liegt, sondern schauen, dass in den anderen 43 Wahlkreisen alles da ist, was es zum Gewinnen braucht. Und am besten kämpfen alle 44 Teams für die gleichen Ziele, mit den gleichen Worten, mit ähnlichen Bildern, damit die Kampagne insgesamt im Land erzählt ist und bei den Menschen ankommt.
In einer Mitglieder- und Beteiligungspartei, wie die SPD eine ist, heißt das vor allem: viele Abstimmungen, Arbeitsgruppen, Kommissionen und regelmäßig wiederkehrende Besprechungen. Das alles ist nötig, um unsere im November 2018 gestartete Kampagne „Ein Brandenburg“ mitreißend und einnehmend ins Land zu tragen. „Ein Brandenburg“ ist für uns das Miteinander der Regionen und Generationen, womit das Land weiter vorwärtskommt. Es ist unser Anspruch, Politik zusammen zu denken und gemeinsam zu machen. Nicht nur nach außen, sondern auch nach innen.
Aktuell steht die Politik stark unter Druck. Viele finden, dass Probleme zu langsam gelöst werden. Manche sind generell enttäuscht von der Politik. Daran, dass Menschen wieder Vertrauen in politische Entscheidung fassen können, arbeiten wir. Involvierte wissen, was Politik bewegen kann. Wer sich intensiver mit der politischen Arbeit beschäftigt, ist meistens beeindruckt, was alles bewegt wird. Und wir reden darüber. Wir berichten von unserer Politik und kommunizieren auf allen Kanälen.
Besonders wichtig ist uns der Haustürbesuch, der uns den Leuten näherbringt. An der Tür treffe ich Menschen, die Infostände nicht mehr aufsuchen. Menschen, die keine Veranstaltung besuchen. Aber genau diese Menschen müssen wir treffen, damit Brücken gebaut und Lücken geschlossen werden können.
Und – anders als noch 2014 – haben die sozialen Netzwerke an Bedeutung gewonnen. Ein Großteil unserer politischen Kommunikation findet im Internet statt. Denn während 1,5 Millionen Brandenburgerinnen und Brandenburger täglich in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, gucken nur noch 200.000 die Brandenburger Abendnachrichten oder lesen eine Tageszeitung. Instagram, Twitter und vor allem Facebook sind für uns genauso wichtig.
Wer erfolgreich kommunizieren will, muss ins Internet, und wer Vertrauen (zurück-)gewinnen will, muss an die Türen. Die SPD Brandenburg macht beides. Intensiv. Damit Brandenburg beieinander bleibt.
„Wir haben in den Digitalwahlkampf investiert“
von Conrad Clemens, Landesgeschäftsführer CDU Sachsen
Conrad Clemens und sein Team setzen im Digitalwahlkampf auf Mobilisierung. (c) Florian Gaertner/photothek.net
Zuhören. Verstehen. Anpacken. Drei Worte, die den Politikstil von Michael Kretschmer auf den Punkt bringen. Unermüdlich tourt der Spitzenkandidat der Sächsischen Union von Bürgergespräch zu Bürgergespräch. Der CDU-Wahlkampf ist auf Michael Kretschmer zugeschnitten. Starke Präsenz, individuelle Ansprache und immer die Möglichkeit für Interaktion. Das gilt offline wie online.
Die Ausgangslage war nicht einfach. Nach 30 Jahren CDU-Regierung und teilweise drückendem Bundestrend galt es, die Menschen vom neuen Schwung der kurzen, zweijährigen Regierungszeit von Michael Kretschmer zu überzeugen. Bei der Bundestagswahl und der Europawahl lag die Sächsische Union jeweils nur auf dem zweiten Platz. Das Ziel war klar: Diesmal geht es um Sachsen. Wir wollten stärkste Kraft werden.
Offline kommunizieren wir unsere Inhalte über eine starke Plakatierung auch in kleineren Orten im ländlichen Raum. Plakate bleiben auch 2019 unverzichtbar – über sie wird gesprochen, sie setzen das Fundament. Auf den A1-Plakaten sieht man klare sächsische Themen („Mehr Ärzte aufs Land“, „1.000 neue Polizisten“), auf den Großflächen emotionale Botschaften („Mit Liebe. Für Sachsen.“). Dazu eine Überraschung für die Generation Youtube: Per Handykamera und App („Snoopstar“) gelangt man zu Videobotschaften für jedes Plakat.
Ebenso wichtig ist der direkte Bürgerkontakt. 50.000 Haustürgespräche. Registriert über die bereits im CDU-Bundestagswahlkampf erprobte „Connect“-App. Dazu kommt die Tour des Spitzenkandidaten, 100 Termine in 60 Wahlkreisen, mit insgesamt rund 25.000 Teilnehmern und mindestens so vielen Bratwürsten. Immer dabei: der Kretschmer-Truck, eine Art Caravan mit mobiler Bühne, Eisschrank, Kaffeemaschine, Bar und Sitzecke.
Auch in den Digitalwahlkampf haben wir investiert. Gemeinsam mit unserer Agentur Campaigning Bureau legten wir den Fokus klar auf Mobilisierung. Viele, schnelle Mikrokampagnen zu aktuellen Einzelthemen (Sachsenring, Wolf) lassen die Unterstützerzahl wachsen. Per E-Mail- oder Whatsapp-Newsletter gibt es täglich neue Infos und Wahlkampfangebote. Ein Online-Wahlkampfkalender lädt zum Mitmachen ein. In den Social-Media-Kanälen laufen rund um die Uhr neuer Videocontent, Live-Videos von Michael Kretschmer, Jodel-Sessions, Instagram-Stories. Zur Schlussmobilisierung kommen personalisierte Videobotschaften hinzu.
Für den Wahlkampf konnten wir prominente Unterstützer gewinnen: Der Sportmoderator Waldemar Hartmann hat ein eigenes Veranstaltungsformat mit seinem Namensvetter, dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Christian Hartmann. Kurt Biedenkopf mischt mit. Dazu Prominente wie Uschi Glas, Gunther Emmerlich und Ludwig Güttler. Auch die Bundes-CDU unterstützt uns mit Einsätzen von AKK, Jens Spahn, Paul Ziemiak, Friedrich Merz und vielen anderen. Gemeinsam kämpfen wir dafür, dass die Sächsische Union die stärkste Kraft wird und Michael Kretschmer unser Ministerpräsident bleibt.
„Jede Umfrage sorgt für angespannte Erwartung“
von Steffen Dittes, Leiter Landeswahlbüro Die Linke Thüringen
„Die Vorwahlphase ist geprägt von unzähligen Abstimmungen und Rücksprachen“, sagt Steffen Dittes. (c) privat
Die Grundlagen für die Wahlkampagne der Linken in Thüringen zur Landtagswahl im Oktober 2019 wurden bereits im Sommer 2018 gelegt. Dabei haben wir die Zeit bis zum Wahltag in drei Phasen eingeteilt, die inhaltliche und personelle Schwerpunktsetzung skizziert und eine verbindende These als Voraussetzung für einen Wahlerfolg erarbeitet. Zudem haben wir mögliche Kampagnenthemen der Opposition antizipiert.
Neu war dabei für uns, dass wir auf keinerlei parteieigene strategische Erfahrungswerte früherer Wahlkämpfe zurückgreifen konnten. Seit 2014 stellt Die Linke erst- und bislang einmalig in Thüringen mit Bodo Ramelow den Ministerpräsidenten in einem Bundesland.
Vor diesem Hintergrund sorgt jede veröffentlichte Umfrage wenige Wochen vor der Wahl, die nicht nur Wahlabsichten, sondern auch Zustimmungs- und Ablehnungswerte zur Landespolitik und zu den Spitzenkandidaten sowie Kompetenzwerte der Parteien aufzeigt, für angespannte Erwartung. Es zeichnet sich ab, ob wir mit unserer gewählten Strategie richtigliegen. Mit den im Sommer veröffentlichten Zahlen kann Die Linke in Thüringen zufrieden sein. Sie zeigt weitere Mobilisierungspotenziale für Die Linke und das seit 2014 bestehende Regierungsbündnis von Linken, SPD und Grünen auf.
Keine Unruhe also im Wahlkampfstab der Linken. Es scheint die richtige strategische Entscheidung gewesen zu sein, den Wahlkampf zu personalisieren und die Beliebtheit des Ministerpräsidenten mit der Entwicklungserwartung und dem Sicherheitsbedürfnis der Menschen in Thüringen zu verbinden. Dies wird sich beispielsweise in der Großflächenkampagne zeigen, die ausschließlich auf Bodo Ramelow setzt. Die ergänzende A1-Plakatkampagne wird die drei Akteure – Spitzenkandidat, Partei und Direktkandidierende – zu gleichen Teilen präsentieren.
Die organisatorischen Vorbereitungen laufen derweil weiter auf Hochtouren: Wahlmaterialien für 44 Direktkandidierende werden zentral erstellt und müssen mit jedem einzelnen abgestimmt werden. Fotos müssen ausgewählt und Slogans finalisiert werden, Texte für eine Wahlzeitung und thematische Flugblätter werden verfasst, Veranstaltungsorte und Termine für die Wahltour von Bodo Ramelow müssen geklärt und die für die Veranstaltungen notwendigen Materialien bis hin zum Mobiliar beschafft werden. Daneben beantworten wir Wahlprüfsteine einer Vielzahl von Verbänden.
Verändert hat sich die Bedeutung und Ausgestaltung des Online-Wahlkampfs, der hinsichtlich der Kommunikationskanäle und Zielgruppen sehr viel differenzierter ist, als auf den ersten Blick zu vermuten. Darauf haben wir reagiert und ergänzen unsere Social-Media-Strategie erstmals mit Microtargeting-Werbung. Inhaltliche Botschaften richten wir an eine Vielzahl regional und thematisch spezifischer Zielgruppen.
Jeder Tag in der Vorwahlphase ist geprägt von unzähligen Abstimmungen und Rücksprachen zu Arbeitsständen. Wenn jetzt im September die Wahlkämpfer an den Info-Ständen stehen, Plakate aufhängen, Flugblätter stecken, an Haustüren klingeln und bei Veranstaltungen diskutieren, hat der landesweite Wahlkampfstab einen Großteil seiner Arbeit bereits erledigt. Wesentliche strategische Entscheidungen sind dann kaum noch zu korrigieren.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe N° 128 – Thema: Wandel. Das Heft können Sie hier bestellen.