Michael Schrodi (SPD) ist der einflussreichste Politiker im Deutschen Bundestag. Das hat die Kommunikationsagentur BCW in ihrem Influence Index für Deutschland ermittelt. Auch die folgenden Podestplätze belegen keine Polit-Promis. Auf Platz zwei rangiert der CDU-Politiker Jürgen Hardt, auf Platz drei der Sozialdemokrat Helge Lindh. Wie ist das zu erklären? BCW erhebt einen sogenannten „Parliamentary Score“. Indikatoren wie Ausschussmitgliedschaften und Fraktionsfunktionen fließen dort mit ein.
Der Influence Index enthüllt damit einen interessanten Trend: Die einflussreichsten Politiker im Parlament agieren oft im Stillen, während öffentliche Meinungsmacher nicht unbedingt parlamentarischen Einfluss haben.
Im Kontrast dazu dominieren im „Public Score“, gemessen an Medienpräsenz, Social-Media-Aktivitäten und Online-Suchanfragen, bekannte Gesichter: Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck, Außenministerin Annalena Baerbock und Finanzminister Christian Lindner belegen die vorderen Plätze.
Björn-Christian Hasse, Co-Chief Executive Officer von BCW Deutschland, erklärt: „Zwei deutlich unterschiedliche Politikansätze lassen sich bei den Mitgliedern des Deutschen Bundestages ausmachen. Die ’stillen Helden‘ fokussieren sich auf ihre Arbeit in Ausschüssen, während die ‚öffentlichen Meinungsmacher‘ durch Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit Debatten beeinflussen wollen.“
Opposition im Fokus: AfD zwischen öffentlicher Stärke und parlamentarischer Schwäche
Die Opposition zeigt interessante Disparitäten. Sahra Wagenknecht prägt zwar den öffentlichen Diskurs, erreicht jedoch im „Parliamentary Score“ nur Platz 732. Die AfD hingegen hat mit Gottfried Curio nur einen Politiker in den Top 30, punktet jedoch mit vier Vertretern im „Public Score“. Insgesamt zeigt sich: öffentliche Präsenz garantiert nicht zwangsläufig parlamentarischen Einfluss.
Die Trennung von Legislative und Exekutive erklärt die Kluft zwischen öffentlicher Sichtbarkeit und aktiver Gestaltung der parlamentarischen Arbeit. „Double-Scorer“, die sowohl parlamentarisch als auch öffentlich stark sind, sind rar. Einzig Friedrich Merz schafft es in die Top Ten beider Rankings.
Der Influence Index verdeutlicht, dass politischer Einfluss im Bundestag und öffentliche Sichtbarkeit oft zwei verschiedene Welten sind. Die SPD und CDU/CSU haben den höchsten „Parliamentary Score“ im Verhältnis zu ihrer Fraktionsstärke, während die FDP und die Grünen hinter ihren Fraktionsgrößen im „Public Score“ zurückbleiben.