[no-lexicon]
Dorothee Bär, MdB (CSU)
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsminister ist nicht nur für die Digitale Agenda mitverantwortlich, sie lebt auch Social Media. Damit gehört sie zu den wenigen Mitgliedern der Bundesregierung, die nicht nur Social-Media-Accounts haben, sondern diese auch richtig und erfolgreich für die politische Kommunikation einsetzen. Neben inhaltlichen Positionen und Terminen erhält man auf ihrem Twitteraccount @DoroBaer Einblicke in ihr Politikerleben, Meinungen zu aktuellen Diskussionen und selbstironische Bewertungen des Alltagslebens abseits der Politik. Besonders bemerkenswert finde ich, dass Dorothee Bär den direkten Dialog sucht. Sie diskutiert mit Parteifreunden, aber auch mit Andersdenkenden und ist sich für keinen Schlagabtausch zu schade. Nicht zuletzt dadurch konnte sie sich beachtenswerte Communitys sowohl auf Facebook als auch bei Twitter aufbauen. Kein CSU-Politiker hat mehr Fans und Follower als sie.
Anke Domscheit-Berg (Piraten)
Die ehemalige Landesvorsitzende der Piratenpartei Brandenburg gehört zu den ersten Politikern auf Twitter. Bereits seit 2008 nutzt sie den Kanal aktiv. Über 49.000 Tweets zeigen, dass sie nicht nur in den TV-Studios der Republik präsent ist. Sie gehört zu den wenigen prominenten Politikern der Piratenpartei und nutzt ihre Prominenz, um die Partei digital im Gespräch zu halten. Gefühlt twittert sie 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Politische Meinungen, Urban-Knitting-Installationen, internationale Presse und natürlich Piraten-Popcorn sind nur einige der Inhalte des Accounts @anked, der mit über 13.000 Followern zu den größten in der Politik gehört. Den Dialog nimmt sie ernst: Sie führt kritische Diskussionen und lobt oder retweetet andere Parteien und Politiker.
Eva Högl, MdB (SPD)
Die Berliner Bundestagsabgeordnete gehörte lange Zeit zu den in der Öffentlichkeit eher unbekannten Parlamentariern. Durch ihre von allen Seiten gelobte Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss wurde sie dann bundesweit bekannt. Bei Facebook und Twitter war sie allerdings schon länger eine Größe. Bewundernswert ist ihre schnelle Reaktion bei direkten Fragen. Die Möglichkeit – auch in stressigen Zeiten – mit ihr einfach in Kontakt zu kommen, wird von ihr konsequent gelebt. Damit gehört sie zu den wenigen SPD-Politikerinnen, die auch digital immer ansprechbar sind. Sie liebt den Austausch mit den Followern, insbesondere auch mit Politikern anderer Parteien. So wird politischer Diskurs live und transparent. Einzig zu bemängeln ist, dass sie, wie viele Kollegen, Twitter und Facebook gekoppelt hat. Hier werden Potenziale verschenkt.
Sylvia Bretschneider, MdL (SPD)
Die Landtagsabgeordnete der SPD lebt in der Social-Media-Diaspora Mecklenburg-Vorpommern. Würde Sylvia Bretschneider nicht so engagiert twittern, gäbe es nicht viel in den sozialen Netzwerken zu lesen. Sie ist ein kommunikativer Leuchtturm und Vorbild für alle Landespolitiker. Bisher folgen nur wenige Mecklenburger @NBBretschneider. Diese erhalten nicht nur Tweets zu eigenen politischen Aktivitäten, sondern auch viele spannende Informationen von anderen politischen Institutionen, aus der Landespresse und auch aus anderen Parteien. Die Re-Tweets überwiegen zahlenmäßig sogar die eigenen Nachrichten. Damit ist sie zu einer wichtigen Nachrichtenquelle aus dem Norden geworden, die Landesthemen auch im Rest der Republik bekannt macht.
Katharina König, MdL (Die LINKE)
Wer als Oppositionspolitikerin mehr Freunde und Follower als die Ministerpräsidentin und der stellvertretende Ministerpräsident des Landes hat, macht Vieles richtig. Die außerhalb von Thüringen eher unbekannte Landtagsabgeordnete Katharina König hat es auch ohne überregionale Prominenz geschafft, sich eine große und treue Followerschaft aufzubauen. Kritisch, pointiert, bilderlastig und mit dem richtigen Tonfall, auch bei schwierigen und emotional diskutierten Themen, gehört sie zu den digitalen Vorzeigepolitikern auf der Landesebene. Viele Tweets der Netz- und Innenpolitikerin werden oft retweetet und favorisiert. Ihre Reichweite ist damit oft höher als die vieler etablierter Bundespolitiker. Auch wenn man nicht immer ihrer Meinung ist und nicht im grünen Herzen Deutschlands lebt, macht es durchaus Spaß, ihrem Account @KatharinaKoenig zu folgen.
Christiane Schneider, MdL (Die LINKE)
Die parlamentarische Geschäftsführerin der Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft ist das beste Gegenbeispiel zum Vorurteil, dass man jung sein muss, um die Social-Media-Kultur zu verstehen und die Netzwerke richtig zu nutzen. Mit 63 Jahren entdeckte sie Twitter für sich und gehört seit 2011 zu den aktivsten Hamburger Landespolitikern beim Microbloggingdienst. Ihre Tweets aus dem Plenum, von Demonstrationen, Terminen und aus dem Büro sind informativ, selbstkritisch und blicken über den Tellerrand ihrer eigenen Fachthemen hinaus. Christiane Schneider hat Twitter als wertvolles Instrument zum Netzwerke knüpfen, Diskutieren und Informieren schätzen und lieben gelernt. Das merkt man dem Account @ChristianeSchn2 auch an.
Julia Klöckner, MdL (CDU)
Die Oppositionsführerin im rheinland-pfälzischen Landtag ist eine geborene Kommunikatorin. Dies merkt man auch ihrer Social-Media-Kommunikation an. Sie beteiligt sich an vielen Diskussionen, antwortet schnell und souverän auf Kritik, verwendet mustergültig Hashtags, postet Aktuelles aber auch politische Hintergrundinfos und informiert aus dem politischen Alltag. Die Informationen sind dank Fotos, Videos und einem eigenen Podcast perfekt für Facebook, Twitter und Co aufbereitet. So wird Politik verständlich und erlebbar, auch für politikferne Bürger. Das kommt auch bei ihren Followern an: @JuliaKloeckner folgen fast 30.000 Twitterati. Damit gehört sie neben Hannelore Kraft (SPD) zu den erfolgreichsten Landespolitikern beim Microbloggingdienst.
Halina Wawzyniak, MdB (Die LINKE)
Die netz- und rechtspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag beschäftigt sich inhaltlich mit dem Netz und gehört zu den profiliertesten Politikern auf diesem Themenfeld. Dass sie es nicht nur theoretisch verstanden hat, beweist ihre Kommunikation bei Facebook und Twitter. In den bisher über 20.000 abgesetzten Tweets diskutiert sie mit vielen Nutzern, erklärt ihre Positionen, retweetet Neues aus dem Themenbereich und gewährt auch immer mal wieder Einblicke in ihr Gefühlsleben. Man bekommt als Follower ein umfassendes Bild vom Menschen und der Politikerin Halina Wawzyniak. Zudem ist ihr Account @Halina_Waw eine wunderbare Nachrichtenquelle für netzpolitisch Interessierte. Ihre offene und von Politikerfloskeln befreite Ausdrucksweise kommt sehr gut an. Sie gehört zu den beliebtesten Linke-Politikern im Web 2.0.
Anja Schillhaneck, MdA (Bündnis 90/Die Grünen)
Die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses gehört mit einigen weiteren grünen Landespolitikerinnen (z.B. Katharina Schulze, Margarete Bause) zu den Web-2.0-Enthusiasten in der Partei. In der Hauptstadt ist sie die einzige Politikerin, die bei Fan- und Followerzahlen mit den Abgeordneten der Piratenpartei mithalten kann. Aber Quantität ist bekanntlich nicht alles. Sie überzeugt auch mit den Inhalten: Tägliche Postings, viele Fotos, gelebter Dialog und direkte Ansprache von anderen Politikern und Medien via Twitter sowie Re-Tweets – auch von der politischen Konkurrenz – sprechen für die Wissenschaftspolitikerin. Man merkt @A_Schillhaneck die Freude an der Nutzung der Netzwerke an. Damit sollte sie Vorbild für viele andere politische Twitter-Nutzer sein.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerpräsidentin (CDU)
Die saarländische Ministerpräsidentin ist seit 2009 bei Twitter und seit August 2011 auch mit einer Fanseite bei Facebook präsent. Mit kontinuierlichen Informationen aus dem kleinsten deutschen Flächenland und der Arbeit der Landesregierung, persönlichen Einblicken in den Alltag einer Regierungschefin, Re-Tweets anderer Nutzer und der Verwendung von selbstkreierten Hashtags hat sie sich eine ständig wachsende Fan- und Followerschaft erarbeitet. Ein wenig mehr Interaktion wäre wünschenswert, ist aber mit dem Amt wohl nicht immer vereinbar. Dank ihres Accounts @_A_K_K_ ist sie auch im Web 2.0 zu einer wahrnehmbaren digitalen Marke geworden.[/no-lexicon]
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Frauen und Macht. Das Heft können Sie hier bestellen.