Wie ein verrückter Diktator

Will sich das „Neo Magazin“ von anderen Politmagazinen abgrenzen?

Abgrenzung ist total 2011, also von gestern. Ich würde eher sagen, wir greifen uns ein verstaubtes Politmagazin aus den Zeiten, als man in solchen Sendungen noch Propaganda machen konnte und interpretieren das mit den Mitteln der Unterhaltung neu. Es ist weniger ein Politmagazin als eine Mischung aus Late-Night, Unterhaltung, Talk und ZDF-Fernsehgarten.

Gibt es neben dem ZDF Fernsehgarten noch andere Vorbilder für die Sendung?

Im Großen und Ganzen haben wir das relativ frei zusammengebastelt. Wir wollten aus der Talkshow bei ZDFkultur (Roche&Böhmermann) die besten Elemente entnehmen und weiterentwickeln. Sprecher William Cohn ist auch wieder mit von der Partie. Wir 30-Jährigen sind ja so orientierungslos. Deshalb ist die Idee: Wir nehmen uns eine Sendung aus der Zeit, als man noch den Kalten Krieg betrieben hat, als der damalige Moderator des ZDF-Magazins, Gerhard Löwenthal, noch gesagt hat: Der Osten ist schlecht. Heute ist es nicht mehr Ost gegen West, sondern Jung gegen Alt, Öffentlich-rechtlich gegen Privat, Internet gegen Analog, Zeitung gegen iPad.

Also möglichst viele Kontroversen, wenig Weichgespültes?

Gar nichts Weichgespültes! Mein Studio ist nicht nur Studio, das ist auch Bunker! Ich will eine Sendung machen, in der es nicht mehr hundert Möglichkeiten gibt, in der das, was der Moderator sagt, die Wahrheit ist oder zumindest das, was er dafür hält. Ich fühle mich in meinem Studio wie ein verrückter Diktator, allerdings ohne Volk und mit nur einem Untertan: William Cohn. Und draußen tobt der Atomkrieg. Das ist die Stimmung, in der ich leichte Unterhaltung machen will.

Und für diese leichte Unterhaltung hätten sie gerne wen als Gast?

Unter Frank Schirrmacher mache ich es nicht. Aber der ist ja eher Off-Broadway, deshalb muss man vielleicht auf jemanden ausweichen, der populärer rüberkommt. Reinhold Beckmann vielleicht, der hat ja auch bald Zeit.

Und wie sieht es mit Politikern aus?

Och nö, die langweilen mich. Ich habe noch nie mit einem Politiker ein lustiges Gespräch geführt, bei dem ich gedacht habe, er konnte loslassen. Die sind immer so verkrampft, müssen wählbar bleiben. Es interessiert weder meine Produktionsfirma BTF noch mich, Quatsch mit Politikern zu machen. Das ist immer reaktionäre Unterhaltung. Das wollen wir nicht.

Apropos reaktionär, Stefan Raab ist einer der Moderatoren beim Kanzlerduell. Ist das eine gute Idee?

Ich freue mich über jeden älteren Menschen, der noch Ambitionen hat. Ich bewundere, wie Raab es sich zwischen Duschkopfdesign und Weltpolitik gemütlich gemacht hat. Ich finde es schön, wenn man auf die Pension zugeht und sich dann Hobbys zulegt. Da kann der goldene Herbst kommen.