Politik is(s)t Currywurst

Kolumne

Einige werden sich noch daran erinnern: Im Sommer 2013 stolperte Peer Steinbrück (SPD) als glückloser Kanzlerkandidat durch den Bundestagswahlkampf. Eines der Fettnäpfchen, in das er trat, war randvoll mit Weißwein. Einen Pinot Grigio für nur 5 Euro würde er niemals trinken, teilte er mit. Volksnah geht anders!

Zehn Jahre später. Wieder ein Wahlkampf. Diesmal in Bayern. Markus Söder (CSU) teilt unter dem Hashtag #söderisst regelmäßig Fotos von seinem Essen auf Instagram. Besonders viele „Likes“ bekam er für ein „Kräftiges Mittagessen beim Handwerkertag auf der Michaelismesse Miltenberg: Haxe und Pommes.“ Macht er es richtig?

Pinot Grigio, Schweinshaxe, Currywurst. Es ist nicht egal, was Politikerinnen und Politiker in der Öffentlichkeit konsumieren. Immerhin sagt gut jeder Zweite in Deutschland, die Essgewohnheiten von Politikerinnen und Politikern lassen Rückschlüsse auf ihren Lebensstil zu. Ja, das Thema ist eine einfache Möglichkeit, private Einblicke zu gewähren und sich den Bürgerinnen und Bürgern näher zu bringen. Doch Vorsicht – besser keine ausgelassenen Schampus-Schnappschüsse teilen: Mehr als zwei Drittel sehen es kritisch, wenn Politikerinnen und Politiker ihren Wohlstand in der Öffentlichkeit ausleben.

Daher also lieber über die eigenen Essgewohnheiten Bodenständigkeit nach außen kommunizieren. Warum aber Schweinshaxe und Currywurst und nicht Nudeln mit Tomatensoße? Die Daten liefern die Antwort: Gut fünfzig Prozent der Befragten bewerten es positiv, wenn Politikerinnen und Politiker in der Öffentlichkeit traditionelle deutsche Gerichte essen. Die wissen das und lassen im Wahlkampf kaum einen Bratwurststand aus.

Essgewohnheiten und Lebensstile können die öffentliche Wahrnehmung von Politikerinnen und Politikern beeinflussen. Sie können Sympathie wecken und Kritik hervorrufen. Die Kunst ist es, eine gute Balance zwischen Authentizität und Selbstdarstellung zu halten. Wem das gelingt, der hat beste Chancen, am Wahlsonntag aufgrund von Programmen und Inhalten gewählt zu werden – denn wahlentscheidend sind Essgewohnheiten nicht.

Die verwendeten Umfragen finden Sie hier.