Berater sollten sich bloß nicht aus finanziellen Gründen darauf einlassen, als ein Alibi für Beratung zu dienen. Jeder kennt diesen Blick des Politikers, der sagt: „Was willst du denn? Das kann ich doch, deshalb bin ich jetzt an der Spitze!“ Also kommt der Auftrag, ein konzeptionelles Papier zu schreiben. Das wandert ab in die Blackbox auf Nimmerwiedersehen. Oder der Berater wird gebeten, im Kreise des Stabs seine Überlegungen vorzutragen. Das ist okay, denn Kooperation und Diskussion gehören zur Beratung.
Aber oft sind die Mitarbeiter des Politikers mehr ein Fanclub als ein kritisches, professionelles Management. Und Konkurrenz wollen sie schon gar nicht. Wie ernst ein Politiker die Beratung nimmt, zeigt sein Zeitaufwand dafür. Wann hat er ausreichend Zeit, in ruhiger Atmosphäre unter vier Augen mit dem Berater zu sprechen? Wer berät, muss wissen: What makes him tick? Doch dann: Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit! Schließlich muss der Politiker ja das dritte Gespräch mit dem Präsidenten der Industrie- und Handelskammer führen. Für den Berater wird’s jetzt ernst. Wie soll er ihn gut beraten, wenn er mit seinem Kandidaten nicht ausführlich sprechen kann? Also aufhören und finanzielle Einbußen in Kauf nehmen? Manchmal muss das sein und es tut dann auch gut.
Politiker ohne Beratung von außen vertrauen auf ihre Fortune. Sie sind Hauptdarsteller in eigener Regie. Ein Berater wird hier nicht gebraucht. Ohne den Berater als kritischen Widerpart fühlt sich mancher Politiker dann doch wohler.
Teil 1 der Serie „Einer muss entscheiden und dafür geradestehen“ finden Sie hier.
Teil 3 der Serie „Vertrauen müssen sich Berater lange vor dem Wahlkampf erarbeiten“ finden Sie hier.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe N° 118 – Thema: Bundestagswahl 2017. Das Heft können Sie hier bestellen.