„Sechs Stunden Schlaf, sonst wird das nix“

p&k: Herr Kahrs, Sie gelten als erfolgreicher Straßenwahlkämpfer. Was machen Sie denn anders? Verteilen Sie am Info-Stand etwa Hamburger Fischbrötchen?
Johannes Kahrs: Nein, ich bin ein Fan von klassischen Werbemitteln. Das gute alte Stellschild im Format A0 aus Holz ist für mich immer noch ideal, um viele Menschen im Wahlkreis zu erreichen, egal ob Nerd, Yuppie, Rentner oder Unternehmer.

Und was ist mit netten Giveaways wie Einkauf-Chips oder Kondome?
Davon halte ich nicht viel. Wenn man mit allerlei Schnickschnack anfängt, braucht man von jedem Artikel mindestens 3000 Stück, damit die eigenen Anhänger ihren Vorrat auffüllen können. Ich benutze lieber nur ein Werbemittel wie Kugelschreiber, aber das dann in richtig satten Mengen.

Und das soll reichen?
Das klappt nur, wenn man nicht erst kurz vor der Wahl damit anfängt. Die Leute müssen sehen, dass man rödelt, vier Jahre lang. Seitdem ich im Parlament bin, mache ich jedes Jahr 250 Hausbesuche. Da laden mich dann Bürger zu sich nach Hause ein. Ich bringe Butterkuchen, Bienenstich und zwei Stunden Zeit mit. Im Gegenzug erwarte ich nur einen Tee, am besten Darjeeling, weiß.

Und das machen Sie auch im Wahlkampf?
In abgekürzter Form, indem ich von Tür zu Tür gehe. Das ist vor allem in den Straßen sinnvoll, in denen ich bei der letzten Wahl gut abgeschnitten habe, aber die Wahlbeteiligung gering war. Außerdem lade ich jede Woche 80 bis 90 Leute zu einer Barkassen-Fahrt auf der Elbe ein.

Wie schaffen Sie es bei dem Stress, immer freundlich zu bleiben?
Für mich ist es wichtig, zwei bis dreimal die Woche Sport zu machen, um abzuschalten. Außerdem passe ich auf, dass ich nicht zu spät ins Bett komme. Ich brauche mindestens sechs Stunden Schlaf, sonst wird das nix.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Die Wahl ist noch nicht gelaufen. Das Heft können Sie hier bestellen.