Behördendschungel, Teil drei

Behörden und Ämter

Militärischer Abschirmdienst (MAD)

Martina Rosenberg (c) BMAD
Martina Rosenberg c BMAD

Amtsleitung: Martina Rosenberg, Präsidentin
Hauptsitz: Köln
Zuständiges Ministerium: Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)
Dienstorte: Köln, Hannover, Hilden, Kiel, Koblenz, München, Schwielowsee, Stuttgart, Wilhelmshaven
Mitarbeiterzahl: ca. 1.800
Jahresbudget: ca. 138 Millionen Euro (2021)

Aufgabenbereich: Der Militärische Abschirmdienst (MAD) ist ein abwehrender militärischer Nachrichtendienst im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg). Er erfüllt in der deutschen Sicherheitsarchitektur umfangreiche Sicherheitsaufgaben unserer wehrhaften Demokratie. Sein spezifisches Ziel ist die Sicherung der Einsatzbereitschaft und Funktionsfähigkeit der Bundeswehr. Der MAD nimmt für das BMVg und seinen Geschäftsbereich damit die Aufgaben einer Verfassungsschutzbehörde wahr.

Welche Themen beschäftigen Ihr Amt derzeit am meisten und welche Herausforderungen stehen künftig bevor?

„Bereits vor der sicherheitspolitischen Zeitenwende dieses Jahres stand die Bundesrepublik Deutschland aufgrund der militärischen Fähigkeiten der Bundeswehr sowie der Einbindung in die westliche Sicherheitsarchitektur im Fokus ausländischer Nachrichtendienste. Nach Kriegsbeginn wurde das Aufklärungsinteresse an der Bundeswehr durch die Ausbildungsunterstützung ukrainischer Soldaten sowie durch Waffen- und Materiallieferungen noch weiter verstärkt. In seiner Rolle als Sicherheitsdienstleister für den Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung schützt, berät und unterstützt der MAD die Truppe und Dienststellen nicht nur im Inland, sondern legt auch ein besonderes Augenmerk auf die Abschirmung deutscher Streitkräfte im Ausland. In unserem laufenden Modernisierungsprozess gilt es nun, neben den bekannten Herausforderungen auch den neuen Anforderungen personell und materiell Rechnung zu tragen, ohne dabei die weiteren Schwerpunkte aus den Augen zu verlieren.“
– Martina Rosenberg, Präsidentin des MAD

Deutscher Wetterdienst (DWD)

Gerhard Adrian (l.) (c) DWD/Bildkraftwerk/Bernd Lammelund und Norbert Wetter (r.) (c) Bildkraftwerk/DWD/Kirsten Bucher
Gerhard Adrian l c DWDBildkraftwerkBernd Lammelund und Norbert Wetter r c BildkraftwerkDWDKirsten Bucher

Amtsleitung: Gerhard Adrian (l.), Präsident, Norbert Wetter (r.), Vize-Präsident
Hauptsitz: Offenbach am Main
Zuständiges Ministerium: Bundesministerium für Digitales und Verkehr
Dienstorte: Hamburg, Potsdam, Leipzig, Essen, Stuttgart, München, fünf Standorte mit regionaler Klima- und Umweltberatung, zwei meteorologische Observatorien, Flugwetterzentrale Frankfurt, vier Luftfahrtberatungszentralen, drei agrarmeteorologische Beratungsstellen, maritim-meteorologische Beratungsstelle
Mitarbeiterzahl: ca. 2.200
Jahresbudget: 347 Millionen Euro, davon knapp 140 Millionen Euro Beiträge für internationale Organisationen wie EUMETSAT

Aufgabenbereich: Der 1952 gegründete Deutsche Wetterdienst (DWD) ist als nationaler meteorologischer Dienst Deutschlands im Rahmen der Daseinsvorsorge tätig. Er ist für die gesamte Öffentlichkeit erster Ansprechpartner bei allen Fragen zu Wetter und Klima. Die wichtigsten gesetzlichen Aufgaben des DWD sind die Wettervorhersage, die Warnung vor wetterbedingten Gefahren, die Überwachung des Klimas in Deutschland sowie die Bewertung von Klimaveränderungen und die Beratung bei Fragen zur Anpassung an den Klimawandel.

Welche Themen beschäftigen Ihr Amt derzeit am meisten und welche Herausforderungen stehen künftig bevor?

„Eine zentrale Herausforderung für den DWD sind Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der Meteorologie und Klimatologie, die auch ein großer nationaler Wetterdienst wie wir nur in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern erfolgreich bewältigen kann. Wir engagieren uns deshalb in der transdisziplinären Zusammenarbeit und beteiligen uns aktiv an großen nationalen und internationalen Programmen.
Auch die Themen Datengewinnung, ‚Big Data‘ und die offene Datenpolitik der EU haben einen hohen Stellenwert. Wir stellen alle Daten und Produkte dem Bund, den Bundesländern und den Gemeinden entgeltfrei zur Verfügung, die diese zur Durchführung ihrer Aufgaben im Bereich Katastrophen-, Bevölkerungs- und Umweltschutz benötigen. Im Open-Data-Bereich des DWD sowie im Geoportal der nationalen Geoinfrastruktur stellen wir auch der Öffentlichkeit einen Großteil unserer Daten kostenlos zur Verfügung. Ein wichtiges Thema bleibt der Beitrag des DWD zum Schutz kritischer Verkehrsinfrastruktur in Deutschland.“

Welchen Beitrag leistet der Deutsche Wetterdienst, um die Bevölkerung über das Thema Klimawandel aufzuklären?

„Neben dem Bereich der Klimaforschung ist auch die Kommunikation unserer Forschungsergebnisse eine wichtige Aufgabe. Hier gilt es, sich stets an die Bedürfnisse unserer Nutzerinnen und Nutzer anzupassen – aus diesem Grund planen wir derzeit einen Relaunch unserer DWD-Website und kommunizieren Wetter- und Klimainformationen über Social Media. Darüber hinaus engagieren wir uns in verschiedenen Kooperationen, die Wetter- und Klimawissen ‚zum Anfassen‘ vermitteln – so zum Beispiel das Klimahaus Bremerhaven, das Wettermuseum Lindenberg und der Wetterpark Offenbach. Wetterlehrpfade wie der beim Meteorologischen Observatorium Hohenpeißenberg werden ebenfalls von uns mit Informationen bestückt.“

– Norbert Wetter, Vize-Präsident des DWD

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)

Eckhard Sommer l c BamfLopez und Katrin Hirseland r c BAMF

Amtsleitung: Eckhard Sommer (l.), Präsident, Katrin Hirseland (r.), Vize-Präsidentin
Hauptsitz: Nürnberg
Zuständiges Ministerium: Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI)
Dienstorte: bundesweit acht Anker-Einrichtungen, 17 Außenstellen im Ankunftszentrum, 38 Außenstellen, drei Qualifizierungszentren, Forschungsdatenzentrum
Mitarbeiterzahl: ca. 8.300
Jahresbudget: ca. 2,2 Milliarden Euro

Aufgabenbereich:

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist als Bundesbehörde zuständig für die Themen Migration, Flüchtlingsschutz und Integration. Neben dem Asylverfahren und Programmen zur humanitären Aufnahme fallen auch die Beratung für zuwanderungsinteressierte ausländische Fachkräfte, viele bundesweite Integrationsangebote, internationale Projekte sowie Angebote zur freiwilligen Rückkehr in seinen Aufgabenbereich.

Welche Themen beschäftigen Ihr Amt derzeit am meisten und welche Herausforderungen stehen künftig bevor?

„Momentan und in nächster Zeit stehen für uns insbesondere zwei Themen im Fokus, die Bund, Länder und Kommunen gemeinsam vor Herausforderungen stellen und auch viele Menschen beschäftigen:
Zum einen ist das der Krieg in der Ukraine. Über eine Million Kriegsflüchtlinge sind, teilweise auch nur vorübergehend, nach Deutschland geflohen. Sie müssen zwar keinen Asylantrag stellen, sondern bekommen direkt vorübergehenden Schutz zugesprochen. Jedoch hat das BAMF ein System zur Registrierung und Verteilung aufgebaut und die Bundesländer bei der Registrierung der Geflüchteten mit Personal und Technik unterstützt. Allein in diesem Jahr wurden mehr als eine halbe Million Berechtigungen für die Kursteilnahme ausgestellt, dreimal mehr als im Vorjahr, rund die Hälfte davon für Ukrainerinnen und Ukrainer.
Die zweite Aufgabe, die uns aktuell besonders beschäftigt, ist die gestiegene Anzahl Geflüchteter aus anderen Ländern wie Syrien oder Afghanistan, die hier einen Asylantrag stellen wollen. Die Asylerstantragszahlen sind im laufenden Jahr um 40 Prozent höher als im Vorjahr. Diesen Menschen müssen wir beizeiten die Asylantragstellung ermöglichen und ihre Verfahren zügig und gleichzeitig sorgfältig bearbeiten.“

Wie muss Deutschland sich auf das Jahr 2023 vorbereiten, um die Flüchtlingsbewegungen aus der Ukraine sowie dem Rest der Welt zu bewältigen?

„Wir wissen nicht, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt, auch die Situation in den anderen Herkunfts- und Transitländern von Asylsuchenden ist sehr schwer prognostizierbar und auch oft abhängig von politischen und ökonomischen Faktoren. Wichtig ist daher, dass sich alle am Flüchtlingsmanagement Beteiligten an neue, unterschiedliche Szenarien anpassen können. Das BAMF hat seine Organisationstruktur flexibel ausgestaltet. Im letzten Jahr haben kurzfristig viele Mitarbeitende aus anderen Fachbereichen vorübergehend bei der Aufnahme und Verteilung von aus Afghanistan evakuierten Menschen unterstützt, organisatorisch im BAMF und vor Ort bei ihrer Ankunft an den Flughäfen. So flexibel können wir auch auf andere Herausforderungen reagieren.“

Kann Deutschland den Fachkräftemangel durch Zuwanderung ausgleichen?

Ein Grundstein hierfür wurde 2020 mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz gelegt Die Möglichkeiten zur Bildungs- und Erwerbsmigration von Drittstaatsangehörigen, speziell für nichtakademische Fachkräfte, wurden damit erweitert. Dazu bietet das Gesetz das Instrument des beschleunigten Fachkräfteverfahrens, das eine schnellere Einreise ermöglicht. Eines haben dabei viele zuwanderungsinteressierte Fachkräfte gemeinsam: Sie benötigen fundierte, umfassende Informationen und Beratung. Beides erhalten sie durch unsere Hotline ‚Arbeiten und Leben in Deutschland‘, bei der allein im ersten Halbjahr 2022 fast 44.000 Anfragen zu Jobsuche, Arbeit und Beruf, Anerkennung von Berufsabschlüssen, Einreise und Aufenthalt sowie Spracherwerb bearbeitet wurden. Wichtig ist es aber, nicht nur für die Fachkräfte selbst, sondern auch für ihre Familienangehörigen Beratungs- und Integrationsangebote bereitzustellen, um langfristig Deutschland zu einem attraktiven Lebensmittelpunkt für sie zu machen.“

– Katrin Hirseland, Vizepräsidentin des BAMF

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe N° 141 – Thema: Interview mit Norbert Lammert. Das Heft können Sie hier bestellen.