Selten war ein Wahlkampf so stark von Medienlogik dominiert wie der zwischen Donald Trump gegen Hillary Clinton um die 45. US-Präsidentschaft in der 48. Vierjahres-Wahl der Nation am 8. November. Öffentlich ausgebreitete dunkle Geheimnisse, Anschuldigungen und Absurditäten wurden wichtiger als Themen, je näher der Wahltag rückt. Spektakuläre Selbstdarstellung hat stärkere Überzeugungskraft als informierte Zukunftsdiskussion. Ist das ein Modell davon, was uns in kommenden Jahren auch in anderen Demokratien erwartet?
Nach der ersten Fernsehdebatte am 26. September mit der Rekordzuschauerzahl von 84 Millionen allein in den USA gab es eine Parodie in der Sendung „Saturday Night Live“ des landesweiten Senders NBC. Alec Baldwin spielte Trump als idiotischen Analphabeten. Hillary wurde von Kate McKinnon als die unbeliebteste Politikerin aller Zeiten dargestellt, „von der die Amerikaner beides: die Stimme und die Person gleichermaßen hassen“. Der Trump-Doppelgänger erklärte, alle „Schwarzen“ würden in einer Straße in Chicago wohnen und sich dort gegenseitig umbringen, was er mit allen Mitteln verhindern müsse. „Hillary“ dagegen versprach, sich nach der Wahl zur Präsidentin im Weißen Haus einzuschließen und sich nicht mehr blicken zu lassen, damit die Wähler sie nicht mehr ertragen müssten. Im Gegenzug drohte sie bei Nichtwahl damit, sie werde ihr Leben lang weiterhin um die Präsidentschaft kandidieren und nicht sterben.
Die für US-Verhältnisse lange, fast zehnminütige Persiflage war für die meisten Amerikaner seltsam wenig lustig. Viele fragten sich, warum. Der Grund: Es ist auch für erfahrene Politkomiker fast unmöglich, fleischgewordene Absurdität zu parodieren. Die Realität des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2015/16 war exzentrischer denn je, und in vielen Aspekten absurder als jede Verballhornung. Weil hier die politische Realität in immer extremeren Formen – und von den Kandidaten auf Empfehlung ihrer Berater auch bewusst praktiziert – zu ihrer eigenen Zuspitzung, Medienüberhöhung, ja Medienkarikatur wurde, war sie kaum mehr parodierbar.
Trotzdem setzten Baldwin und McKinnon ihre Figuren zum Vergnügen jener wachsenden Mehrheit der US-Bevölkerung fort, die sich von diesem Wahlkampf mit seiner Konzentration auf Charaktereigenschaften und Skandale statt Themen abgestoßen fühlt. Sie wagten sich dabei in sprachlich und terminologisch immer politisch inkorrektere, ja abwegigere Bereiche wie selten zuvor in der US-Unterhaltungsbranche.
Der Hintergrund: Politische Inkorrektheit in der Politkomik ist für viele Kritiker in der US-Meinungsmedienlandschaft der einzige Weg, die festgefügten Bahnen interkultureller und interethnischer Korrektheit in den USA zu überschreiten, um brennende Fragen zu thematisieren. Die Entwicklung der US-Medienlandschaft in eine in sich gespaltene 50:50-Meinungsberichterstattung abbildend, folgten die medialen Doppelgänger „Trump“ und „Hillary“ in der Baldwin-McKinnon-Interpretation ihren realen Vorbildern in immer neue Extreme – ohne sie dabei zu übertreffen. Selten sah man Doppelgänger („ghosts“) so sehr nach ihren realen Vorbildern lechzen, ohne sie zu erreichen.
Eine Parodie seiner selbst
Obwohl Trump und Clinton auch in ihrer zweiten Fernsehdebatte am 9. Oktober neue Maßstäbe setzten, dass der reale Wettstreit die politische Karikatur übertraf, ist das Grundmotiv US-Wahlkampf als Wettkampf zwischen Realität und Parodie, das Amerika begleitet, nicht neu. Politsatiriker im Internet erklärten bereits angesichts des Wahlkampfs zwischen Obama und Romney 2011/12, es gebe angesichts des Niveaus dieser Debatte nur noch eine Perspektive: das „eher europäisch rationale“ 36-Millionen-Volk Kanada kandidiere nun als Ganzes für die US-Präsidentschaft, um die Amerikaner vor ihren eigenen Kandidaten zu retten. Das wiederholten sie im Oktober 2016 mit dem Hinweis, Kanadas Präsidentschaft für die USA sei angesichts der verbleibenden Kandidaten Trump und Clinton noch dringlicher geworden – mit großem Zuspruch der US-Medien und Zuhörerschaft.
Die Probleme von Medienwahlkämpfen liegen tiefer. Wissenschaftler weisen seit längerem auf die Eigenheiten von US-Wahlkämpfen im Zeitalter universaler Unterhaltung und des damit zusammenhängenden „absoluten“, das heißt im Prinzip inhaltsunabhängigen Kampfs um Medienquoten hin. In seinem Beitrag zur zunehmenden Medien-Anpassung von US-Präsidentschaftswahlen arbeitete zum Beispiel Jeffrey L. Pasley von der Universität Missouri überzeugend heraus, dass in Zeiten eines politisch immer stärker relevanten Internet die sozialen Medien statt Inhalten eher den Unterhaltungswert von Politikern belohnen – gleich welcher Art. Im Internet würde, so Pasley, jedermann zwangsläufig zusehends zu seinem eigenen Politikexperten, weil er ja schließlich als Einzelner vor dem Computer sitzt. Wahlen würden deshalb immer mehr aus dem Bauch und der Emotion heraus entschieden, weil die individuelle Bereitschaft zur Vertiefung aufgrund von Realzeitinformation, Bilderflut und zunehmender Konkurrenz zwischen politischen und nicht-politischen Unterhaltungswerten abnimmt.
Interessanterweise gilt das laut Pasley vor allem für wichtige, das heißt nationale oder überregionale Wahlen, wo die Kandidaten „weit entfernt“ sind und „große“ Richtungsfragen entschieden werden – weniger jedoch für regionale oder lokale Wahlen, wo man den oder die Kandidaten persönlich kennt und von Angesicht zu Angesicht beurteilen kann, wo aber auch die Auswirkungen begrenzt sind.
Andere Gelehrte, wie der Oxford-Professor für Europastudien Timothy Garton Ash, sind der Meinung, ganze Demokratien wie die USA würden derzeit in einer „Trump- oder Clinton-Blase“ leben, ohne es zu wissen – nicht nur die USA. Denn, so Garton Ash, „die Mythen, Übertreibungen und Lügen unserer zersplitterten Medien verzerren die Realität sowohl für die Linken wie die Rechten.“ Das unterminiere die Demokratie als Ganze und im Prinzip. Laut Garton Ash werden über den zunehmend holzschnittartigen Typologien politischer Unterhaltung die in der Realität ausschlaggebenden Details konkreter Probleme und Lösungen eher weniger als besser sichtbar, jedenfalls an der Urne eher weniger als besser wählbar.
Bestimmen Politkarikaturen das Wahlergebnis?
Recht gab Pasley und Garton Ash paradoxerweise Trump höchstpersönlich. Welchen unverhältnismäßigen Einfluss Politisatire mittlerweile in der Showkultur USA hat, die sich „zu Tode amüsiert“ (Neil Postman), zeigte Trumps Anschuldigung vor der dritten und letzten Fernsehdebatte am 19. Oktober, „Saturday Night Live“ „stinke“. Die samstägliche Unterhaltungsshow würde mit ihrer Trump-Karikatur entscheidend dazu beitragen, „die Wahlen zu fälschen“. Sie sei Teil eines gigantischen Medienbetrugs, der dazu diene, seine Wahl mit allen Mitteln zu verhindern. Dabei hatte Trump sich in der Vergangenheit mehrfach als Gastgeber der Show beworben und wurde unzählige Male zuvor in ihr parodiert.
Dem Ganzen die Krone auf setzten jedoch seriöse Politikmagazine wie „Politico“ und „The Hill“ sowie angesehene Tageszeitungen und Nachrichtenseiten wie USNews. Sie gaben Trump zum Teil sogar Recht und diskutierten ernsthaft die Frage, ob in den heutigen zwischen mitte-rechts und mitte-links gespaltenen Politiklandschaften der meisten westlichen Demokratien, einschließlich der USA, Politikkarikaturen mittels Fernsehen und zusätzlicher Internetverbreitung nicht tatsächlich Wahlen bestimmen würden, weil sie die entscheidenden paar Prozente über Wahrnehmungsprozesse der Kandidaten verschöben. In der Tat ist etwa der bekannte Komiker Will Ferrell der Überzeugung, seine Darstellung von George W. Bush als einfacher Bursche vom Lande und diejenige von Al Gore als roboterartiger Intellektueller habe ungewollt die Präsidentschaftswahlen 2000 zugunsten von Bush entschieden.
Angesehene Universitätsprofessoren und Akademiker wie etwa William Horner von der Universität Missouri oder Joe Saltzmann von der USC Annenberg School for Communication gaben Trump ebenfalls teilweise Recht und erklärten, „Saturday Night Live“ verschiebe politische Lager. Bei alledem wurden aber auch Unterschiede zwischen den Mediendemokratien der USA und Europas deutlich. Dass die „Heute Show“ die Bundestagswahlen 2017 verfälschen würde, würden in Deutschland wohl nur die extremsten Verschwörungstheoretiker behaupten. In den USA tut es der Präsidentschaftskandidat einer der beiden großen Volksparteien.
Das Ergebnis dieser Entwicklung? Statt wie bisher von öffentlichen Debatten an Reife, Ausgewogenheit und Balance von Problemen zu gewinnen und sozialen Ausgleich zu schaffen, drohen demokratische Nationen durch offene mediale Diskussion zu verlieren – weil Lügen und Schlammschlachten zur kurz- bis mittelfristigen Verminderung von Medienwerten des Gegners an die erste Stelle der argumentativen Agenda rücken. Das ist in Europa bislang weniger der Fall als in den USA. Laut Beobachtern wird es aber von letzteren möglicherweise einflussreich auch für andere Nationen vorgemacht. Andere Experten sehen das Phänomen der Medien(show)demokratie allerdings stark auf den anglo-amerikanischen Bereich begrenzt.
Für die US-Demokratie ist die Frage der Verquickung von Medienwirksamkeit und Wahlverhalten an den Urnen jedenfalls mittlerweile eine Überlebensfrage, glaubt man Vorzeige-Intellektuellen. Der „New York Times“-Kolumnist Thomas L. Friedman schrieb in der Pause zwischen zweiter und dritter (letzter) Fernsehdebatte (9. Oktober und 19. Oktober), der „Fern-Seh-Kampf“ (im wahrsten Sinn des Wortes!) Trump gegen Clinton zeige, dass es zunehmend unklar werde, ob die USA als Land diese Präsidentschaftswahl überhaupt gewinnen können. Man hätte, so Friedman, global Tickets für die Fernsehduelle verkaufen sollen, dann wären die Schulden Amerikas mit einem Schlag getilgt worden. Aber, so fährt er fort, „wenn wir schließlich in zwei Jahre Wählerunterhaltung und Pathos versunken sein werden und letztlich dann dort zurück sind, wo wir waren, aber nur noch schlimmer – das heißt mit noch giftigerer Blockade zwischen Republikanern und Demokraten in Washington –, dann wäre das nicht nur emotional deprimierend, sondern wir würden auch tatsächlich als Nation abzusteigen beginnen. Wie kann denn irgendetwas Gutes aus einer Kampagne kommen, in der Unterhaltung zunehmend pornographisch wird und wo der Gewinner in jedem Fall moralisch extrem angeschlagen sein wird – sei es wegen der Wunden, die ihm der Verlierer zugefügt hat, oder sei es wegen jener, die er oder sie sich im Kampf gegen den anderen selbst zugefügt hat?“
Bei alledem hatte die Endphase des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2015/16 doch durchaus vielversprechend, ja in einigen Grundelementen sogar „klassisch“ begonnen. Der Wettstreit wurde (wie stets) angekündigt als Wahl zwischen zwei – beiderseits gleichermaßen berechtigten – Richtungslagern: Oberklasse-individualistisch-konservativ aka „mitte-rechts“ (Trump) gegen Mittelklasse-gemeinschaftsorientiert-liberal aka „mitte-links“ (Clinton). Das ist die normale Dialektik der US-Demokratie seit dem Aufstieg der USA zur bestimmenden Weltmacht, beginnend mit dem Ende des Ersten und zunehmend seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Nichts an diesem Wahlkampf war klassisch
Leider erwies sich in der Folge 2015/16 nichts als „klassisch“. Trump war und ist nicht eindeutig konservativ, Clinton nicht eindeutig gemeinschaftsorientiert. Beide vertreten faktisch eine Art stark personalisierten, ja zum Teil spontan-chaotischen „dritten Weg“, um sich jeweils in möglichst breite Kreise amerikanischer Gesellschaft hinein zu verbreitern. Beide wollen dabei grundsätzlich in allen Wählerlagern fischen, vom „Blue Collar“-Arbeiter der (mittlerweile kaum mehr existenten) amerikanischen Linken (einschließlich der seit den Bill Clinton Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwundenen Gewerkschaftsbewegungen) bis zum Wallstreet-Finanzhai der neoliberalen Rechten. Gleichzeitig versuchten sich sowohl Trump als auch Clinton in den TV-Debatten ihren Wählergruppen „republikanisch“ versus „demokratisch“ zugehörigkeitstypischer und parteipolitisch stromlinienförmiger zu zeigen als sie sind – wohl wissend, dass Amerikaner bei solchen Debatten eher nach Bestätigung suchen als nach Neuem, und laut Statistiken in den ersten 30 Minuten entscheiden, ob ihre Vorentscheidung für einen Kandidaten gerechtfertigt war und wer gewonnen hat.
Fazit? Der US-Wahlkampf dauerte (einschließlich Anlaufphase) fast zwei Jahre – sehr lange in einer schnelllebigen Medienkultur, in der sich Realität und Karikatur leicht vermischen. Das fördert einerseits die Politikverdrossenheit, ist andererseits für die wichtigste demokratische Nation der Welt offenbar aber auch weiterhin nicht ganz unnütz. Wie man sieht, braucht es seine Zeit, bestimmte Dinge wie Trumps Steuervermeidung und Frauenverachtung oder Hillary Clintons zweifelhaften Flirt mit der Wall-Street-Großfinanz herauszufinden und offenzulegen. Bei einem kürzeren Wahlkampf wäre das meiste davon wohl untergegangen.
Das Problem ist, dass sich in der Endphase von US-Präsidentschaftswahlkämpfen immer wieder alles auf die Persönlichkeit konzentriert. Themen treten in einer Schlammschlacht gegenseitigen Schlechtmachens in den Hintergrund. Aus diesen Endphasen gehen letztlich nur Verlierer hervor, weil alle Kandidaten entweder durch Vorwürfe oder eigene Taten diskreditiert sind. US-Präsidenten sind zunehmend verhasste Persönlichkeiten, weil sie durch Medienwahlkämpfe gegangen sind.
Dazu kommt die Schnelllebigkeit der Realzeit-Medien. Viele Amerikaner haben – trotz allen guten Willens – das meiste bereits vergessen, worum es seit zwei Jahren geht. Sie wählen in der irritierenden Anzahl von Argumenten und Neuigkeiten, die durch die Bilder- und Nachrichtenwelten geistern und sie sogar bis in die Träume hinein verwirren, nur noch den Menschen, den sie vor sich sehen. Gleichzeitig lieben Amerikaner aus ihrer ganzen politischen, wirtschaftlichen und Ideengeschichte heraus den Wettkampf unter gleich starken Kandidaten über alles – und legen sogar ihre national identitätsbestätigenden Sportspiele wie Basketball oder American Football dahingehend an, dass es in fast allen Fällen bis zum Schluss möglichst knapp bleibt.
Amerikaner der Mittelklasse halten meist zum Underdog: zum potentiell Unterlegenen in einem Wettkampf, und zwar aus Prinzip, damit es bis zuletzt einen „guten Fight“ gibt. „Überlegen“ gegen „Unterlegen“ mögen sie nicht – und die Medien bestärken diesen Trend. Dem entspricht der mittlerweile bereits klassische Versuch einflussreicher Meinungs-Medientrusts wie Fox News auf der „rechten“ oder MSNBC auf der „linken“ Seite, „ihrem“ Kandidaten durch einen einfachen Trick zu helfen: Man gibt den eigenen Kandidaten Wochen vor der Wahl in den Umfragen immer und immer wieder verloren, um die eigenen Wähler zu mobilisieren. Damit soll am Schluss ein extrem enges Ergebnis erzeugt werden. Das ist in den USA Tradition bereits seit den ersten Fernsehdebatten der Sechziger Jahre (Kennedy-Nixon).
Die Tradition der „October surprise“
Was bedeutet das? Vor allem eines: Das Rennen ist bis zuletzt trotz aller Argumente, Skandale und Kampagnen nicht entschieden. Beide Kandidaten hatten Chancen, aber auch ernste Probleme, die sie, wie in den USA üblich, im Kern selbst begründet haben. Trump war mit seiner Unberechenbarkeit bereits von Anfang an sein eigenes Problem, er konnte aber auf die vielen Unentschlossenen hoffen, die, wenn sie wenige Wochen vor der Wahl noch nicht wussten, wen sie wählen sollen, großteils „aus dem Bauch heraus“ wählen würden. Da Trump gegen Clinton als „Bauch gegen Kopf“ galt, konnte Trump sich bei den Unentschlossenen im Vorteil wissen. Was Clinton gefährlich wurde und weiterhin belasten wird, ist ihr Gesundheitszustand und die Skandale ihres Mannes, aber auch ihr für eine „Mittelstandskämpferin“ allzu enges Verhältnis zu (Ostküsten-)Establishment und Großfinanz.
Außerdem bleibt die Tradition der „October surprise“ ein Unsicherheitsfaktor auch für künftige Kandidaten. Weil in den USA traditionell im November gewählt wird und eben weil Amerika in Zeiten universaler Mediatisierung und Bilderberieselung seit den Sechziger Jahren immer mehr ein „Land ohne Gedächtnis“ geworden ist, das alles auf Zukunftsantizipation setzt, wie es seiner Dollarkultur entspricht, und dafür notwendigerweise Vertiefung opfern muss, um ständig Avantgarde zu generieren, kann es sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren. Trotzdem dauert der US-Präsidentschaftswahlkampf (fast) zwei Jahre. Daher werfen die Wahlkampfteams von Republikanern und Demokraten erst ganz am Schluss, im Oktober, die schmutzigsten und persönlich schädlichsten Dinge in die öffentliche Waagschale.
Wegen dieser Tradition werden auch künftige Präsidentschaftsrennen, wie diesmal, bis zum letzten Augenblick schmutzig bleiben, auch wenn das eines großen Landes wie der USA, dem Hüter und (in letzter Instanz heute einzigen) Garanten der globalen Demokratieordnung eigentlich unwürdig ist.
Und das heißt? Der Charakter eines US-Präsidenten ist für die Amerikaner entscheidender als Themen geworden. Denn die Mediendemokratie trägt zu Offenheit, Transparenz und Klärung, aber auch zu Überforderung, Verwirrung und Vergessen bei. Doch die Charaktere der beiden Kandidaten der November-Wahl waren zugleich für die meisten Amerikaner nur mit einer guten Portion Humor zu ertragen. Bis zur Wahl am 8. November und zur Amtseinsetzung des neuen Präsidenten im Januar 2017 haben Baldwin, McKinnon und all die anderen Polit-Kabarettisten, die die USA heute bevölkern, also noch viel zu tun – und das wird sich bei kommenden Wahlkämpfen kaum ändern.