Wie Radio Eriwan könnte man antworten: „Im Prinzip ja, aber im Einzelfall wissen sie alles sowieso besser!“ Im Ernst: Es kommt auf den Typ und auf das Setting an. In Deutschland bestimmen die zur Verfügung stehenden Mittel, Personen und Programme der Parteien, welches Beratungsumfeld der Spitzenkandidat hat. Ist man schon im Amt, kommen die Rahmenbedingungen des Regierungsapparats und der dort verfügbaren Personen und Ressourcen dazu – auch wenn das stets abgestritten wird (siehe die Causa Altmaier).
Amtsinhaber sind in der Regel weniger beratungswillig und -fähig als Herausforderer. Letztere müssen vor allem die Unabhängigkeit und Souveränität aufbringen, sich gegebenenfalls auch von Parteiprogrammen und -freunden zu emanzipieren (Macron) oder gar zu distanzieren.
In jedem Fall müssen die Kandidaten sicherstellen,
• dass eine Person ihres absoluten Vertrauens
• mit ausreichender Erfahrung
• dem unbedingten Willen zur Macht und
• notfalls härtester Durchsetzungsfähigkeit
den Wahlkampf federführend und mit Entscheidungsvollmacht managt. Natürlich braucht es ein möglichst kompetentes, kooperatives, flexibles und absolut belastbares Team, aber es braucht einen Kopf, der entscheidet und bereit ist, diesen auch hinzuhalten! Dieser Kopf muss im besten Fall wissen und vorausdenken, wie der Kandidat oder die Kandidatin tickt, welche Stärken und Schwächen wann und wie sichtbar werden, welche medialen Risiken und Chancen es gibt und anderes mehr! Die Chancen und Stärken sind das Sahnehäubchen der Kampagne. Kriegsentscheidend ist das Handling der Risiken und Schwächen. Wer hier Fehler macht, kann niemals gewinnen.
Teil 3 der Serie „Vertrauen müssen sich Berater lange vor dem Wahlkampf erarbeiten“ finden Sie hier.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe N° 118 – Thema: Bundestagswahl 2017. Das Heft können Sie hier bestellen.