Strategien und Wirkungen politischer PR

Rezension

Sammelbände haben kein gutes Image. Sie sind oft zwangsläufig heterogen, weil sich die verschiedenen Beiträge mit ganz unterschiedlichen Themen beschäftigen. Schlimmer noch: Manchmal muss man sich durch viel Unfertiges und Undurchdachtes kämpfen, um zumindest die ein oder andere Perle zu finden. Dass dabei bisweilen dennoch eine überwiegend interessante Lektüre herauskommt, beweist der vorliegende Band.

Er vereint 13 ausgewählte Beiträge zu einer kommunikationswissenschaftlichen Tagung über die Strategien und Wirkungen politischer PR aus dem Jahre 2012 und ist in vier Teile gegliedert: PR politischer Institutionen, PR zivilgesellschaftlicher und intermediärer Akteure, Strategien politischer PR und PR in politischen Krisen.

Fallbeispiele politischer PR

Bei den Beiträgen handelt es sich überwiegend um empirische Studien, die ein breites methodisches Spektrum abdecken: Inhaltsanalysen und Befragungen, die zum Teil quantitativ und zum Teil qualitativ durchgeführt wurden. Die meisten der Inhaltsanalysen beschäftigen sich deskriptiv mit Fallbeispielen politischer PR. Sie messen beispielsweise die Qualität von Pressemitteilungen politischer Parteien, Erfassen die Intensität, mit der Parteien und andere Organisationen in ihrer PR auf Online-Kommunikation setzen, oder analysieren die PR und die Medienberichterstattung über eine Vielzahl politischer Ereignisse und Konflikte.

Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Debatte über das Luftverkehrsteuergesetz, die Wirtschafts- und Eurokrise oder die Skandalisierung vom ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Die Befragungsstudien geben einen Einblick in die PR-Strategien der Bundesregierungen unter Gerhard Schröder und Angela Merkel oder in die Bedeutung von Personalisierung und Entertainisierung in der PR bayerischer Kommunalpolitiker.

Beiträge für PR-Praktiker

Neben diesen deskriptiven Analysen bieten mindestens drei Beiträge PR-Praktikern nützliche Informationen, aus denen sich unmittelbar Handlungsempfehlungen für die eigene Arbeit ableiten lassen. So systematisieren Olaf Jandura und Melanie Leidecker die Forschung zum Einfluss politischer PR auf die Medienberichterstattung und zeigen dabei insbesondere, unter welchen Bedingungen Pressemitteilungen von den Medien besonders häufig übernommen werden. In ähnlicher Form systematisiert Philipp Müller die aktuelle Forschung zur politischen Meinungsbildung und wendet sie auf die bekanntermaßen schwierige Kommunikation politischer Reformen an. Dabei entwickelt er eine ganze Reihe von wissenschaftlich begründeten Empfehlungen für eine PR, die Reformen effektiv und erfolgreich kommuniziert.

In ihrer Studie zur Facebook-Nutzung von Politikern des europäischen Parlaments untersucht Karoline Schultz schließlich auch, welche formalen und inhaltlichen Merkmale von Facebook-Posts dazu führen, dass diese von den Nutzern kommentiert werden. Die so ermittelten Erfolgsfaktoren lassen sich leicht umsetzen, wenn über Facebook eine Interaktion mit den Nutzern angestrebt wird.

Fazit

Weil gründliche wissenschaftliche Forschung immer Zeit braucht und der Band zudem mit einer recht großen zeitlichen Verzögerung zur Tagung erschienen ist, mögen die ein oder anderen Befunde, beispielsweise zur Relevanz von Online-Medien für die politische PR, schon wieder überholt sein. Dennoch bietet der Band einen guten und breiten Überblick über die Forschung zur politischen PR und ist deshalb auch für PR-Praktiker durchaus geeignet.

Romy Fröhlich/Thomas Koch (Hrsg). “Politik – PR – Persuasion. Strukturen, Funktionen und Wirkungen politischer Öffentlichkeitsarbeit”. Springer VS. 59,99 Euro.