"Sport schweißt zusammen"

[no-lexicon]p&k: Sie haben über 300 Spiele für den FC Bundestag bestritten, die meisten davon als Kapitän. Im Herbst scheiden sie nun aus dem Bundestag aus, damit endet auch Ihre Zeit bei den Parlamentskickern. Sind Sie schon wehmütig?[/no-lexicon]

Riegert: Ja, sehr sogar. Das ist natürlich ein Einschnitt, wenn man mit einer Mannschaft über 20 Jahre lang regelmäßig gespielt hat. Ich habe viel Schönes, aber auch einige Niederlagen mit meinem Team erlebt.

Gibt es einen Moment, der Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ein tolles Erlebnis war sicherlich das Spiel 1993 gegen die DFB-Auswahl mit Berti Vogts, Rainer Bonhof und Sepp Maier. Wir haben zwar 5:1 verloren, aber ich habe Sepp Maier ein Tor reingehauen – das war schon ein Highlight.

Sie haben fast 300 Tore geschossen. Welches war Ihr schönstes?

Es waren einige schöne dabei, aber das kurioseste war sicher das beim Spiel gegen die Fahrbereitschaft des Bundestages. Ich erinnere mich genau: Der gegnerische Torwart fängt den Ball, legt ihn vor sich hin und ruft, dass er einen Torwartwechsel machen will. Dann beginnt er, sein Trikot auszuziehen. Ich dachte, wenn ich jetzt angreife, haut der den Ball weg – aber das hat ihn gar nicht interessiert. Ich bin dann einfach zum Ball gelaufen und hab ihn ins Tor geschossen.

[no-lexicon]Im vergangenen Jahr gab es Schlagzeilen um ein angebliches Engagement von Otto Rehhagel als Trainer des FC Bundestag; daraus wurde dann aber doch nichts. Welchen prominenten Coach würden Sie sich für Ihr letztes Spiel wünschen?[/no-lexicon]

Jupp Heynckes, der ist in einer ähnlichen Situation wie ich. Und er hätte jetzt auch Zeit.

Sind Sie denn Fan des FC Bayern München?

Ja. Als ich in den Siebzigerjahren mit Fußballspielen begonnen habe, gab es zwei große Teams – Mönchengladbach und die Bayern. Damals war man entweder Gladbach- oder Bayern-Fan.

Heißt das etwa, Sie als gebürtiger Schwabe haben den Bayern die Daumen gedrückt im Pokalfinale gegen Stuttgart?

Ja, aber das sag ich nur ganz leise. Kompliment an den VfB: Er hat sich in diesem Spiel achtbar aus der Affäre gezogen.

[no-lexicon]Warum spielen eigentlich überwiegend Politiker aus dem schwarz-gelben Lager beim FC Bundestag. Ist die Opposition so unsportlich?[/no-lexicon]

Das ist wohl eher Zufall. Wir hatten zum Beispiel auch jahrelang keinen Spieler von der FDP. Für viele Abgeordnete ist das Kicken beim FC Bundestag einfach ein Zeitproblem. Ich habe den Spruch geprägt: Wer Karriere macht, ist für die Fußballmannschaft verloren. Bei den Grünen haben wir schon immer Probleme gehabt, da gab es immer nur einige wenige, die mitgespielt haben, wie jetzt bei den Linken auch.

Woran liegt’s?

Keine Ahnung. Vielleicht ist die Grünen-Fraktion so diskussionsfreudig, dass es ihre Abgeordneten nicht zum Fußballtraining, das immer dienstags in Sitzungswochen stattfindet, schaffen. Außerdem ist der Frauenanteil bei den Grünen sehr hoch, da ist das Reservoir von vornherein begrenzt.

[no-lexicon]Der ehemalige SPD-Abgeordnete und Initiator des FC Bundestag Adolf Müller-Emmert hat einmal gesagt: „Fußball ist unsere einzige Freude, die wir in Bonn haben.“ Würden Sie diese Aussage mit Blick auf die Berliner Republik bestätigen?[/no-lexicon]

Ja, mit einem Augenzwinkern schon. (lacht) Wir wären natürlich arme Würstchen, wenn das wirklich so wäre.

Schweißt der gemeinsame Sport eigentlich über die Parteigrenzen hinweg zusammen?

Ja, das würde ich schon sagen. In den 20 Jahren, in denen ich mitgekickt habe, sind so einige Freundschaften zwischen den Spielern entstanden – und zwar über die Fraktionsgrenzen hinweg.

Werden Sie dem Fußball denn treu bleiben, wenn Sie im Herbst aus dem Bundestag ausscheiden?

Auf jeden Fall. Ich bin und bleibe ein leidenschaftlicher Fußballer, egal was nach meiner Zeit im Bundestag kommt.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Bild, Blogs und Glotze – Die wichtigsten Meinungsmacher im Wahljahr. Das Heft können Sie hier bestellen.