"Wir waren schon immer Trendsetter"

Politik

Herr Nouripour, was war für Sie als Eintracht Frankfurt-Fan Ihr schönstes Erlebnis mit dem Fanclub “bundesAdler”?

Omid Nouripour:  Das war natürlich der Wiederaufstieg in die Bundesliga im Jahr 2012 und damit die Wiederherstellung der Naturgesetze. Eintracht Frankfurt gehört natürlich in die Erste Liga. Alles andere wäre so, als würde die Schwerkraft aussetzen.  

Es gibt die “bundesAdler” bereits seit März 2012. Hat Sie damals die erfolgreiche Zeit in der zweiten Liga dazu bewogen, den Club zu gründen?

Erfolgreich? Die Zeit war ja eher grausam. Es gibt für einen Verein von Weltformat wie Eintracht Frankfurt keine erfolgreiche Zeit in der zweiten Liga. In der zweiten Liga gibt es immer nur schreckliche Zeiten. Aber gerade weil wir die Saison 2011/12 in der zweiten Bundesliga verbracht haben, haben wir uns überlegt: Es gibt – auch in diesem Hohen Haus – viele Leute, die dem besten Verein der Welt trotzdem beistehen. Und das sollte man auch öffentlich und solidarisch tun. Daher haben wir den Fanclub gegründet, um gemeinsam die Spiele zu schauen. Zum Beispiel während Plenarwochen, wenn die Abgeordneten unterwegs sind oder man aufgrund einer Englischen Woche nicht ins Stadion kann. Wir gehen aber auch gemeinsam ins Stadion.

Hand aufs Herz, wie oft sind Sie wirklich im Waldstadion? Hat man als Bundestagsabgeordneter überhaupt noch Zeit für den Stadionbesuch?

Ich habe eine Dauerkarte, schaffe es aber bedauerlicherweise nicht, Beruf und Glauben zu vereinbaren. Daher bin ich leider nicht bei jedem Heimspiel der Eintracht im Stadion. Ich kann aber versichern, dass es kein Spiel gibt, bei dem mein Platz unbesetzt bleibt. Die Dauerkarten sind gegen einen Aufpreis übertragbar und es ist immer jemand mit der Karte im Stadion.

Im November soll nun auch ein FC Bayern München-Fanclub im Bundestag entstehen. Wie steht Ihr “alteingesessener” Fanclub dazu?

Erstens sind die Bayern für uns sowieso keine Konkurrenz und zweitens ist es das Übliche: Die Bayern kopieren die erfolgreichen Modelle der anderen. Wir waren die Ersten, wir sind die Pioniere und wir wissen auch warum. Wir wünschen dem neuen Fanclub dennoch viel Erfolg. Ich bin auch gerne bereit, Entwicklungshilfe zu leisten, was das Etablieren von Strukturen und die Gewinnung von Mitgliedern angeht.

Was unterscheidet einen Bayern-Fan von einem Eintracht-Fan?

Kultur. Wir haben welche.

Inwiefern?                                     

Wir haben eine lebendige, bodenständige Fan-Kultur. Bei uns geht keiner auf eine Mitgliederversammlung und schimpft über die schlechte Stimmung im Stadion. Unser Verein ist einfach der beste der Welt und wir leben nicht davon, dass wir Bonzen sind.

Hat das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag auch in Ihrem Fanclub Lücken gerissen?

Die FDP-Politiker sind immer noch Mitglied bei uns. Der Fanclub ist geöffnet für Abgeordnete und deren Mitarbeiter, für Angestellte der Bundestagsverwaltung und für Ehemalige. Im Übrigen aber auch für Journalisten im Umfeld des Deutschen Bundestages. Stellvertretende Chefredakteure, aber auch ganz normale Leute sind Mitglied bei uns. Zurzeit haben wir insgesamt über 50 Mitglieder. Ich kann Sie und alle anderen Menschen mit Geschmack nur herzlich dazu einladen, unserem Fanclub beizutreten. 

Der geplante Bayern-Fanclub hat laut “Bild”-Zeitung bereits 57 Voranmeldungen. Fürchten Sie, in eine Nische gedrängt zu werden?

Die Bayern bauen immer auf Quantität. Das ist für uns aber kein Maßstab.

Sind Fanclubs im Deutschen Bundestag jetzt ein neuer Trend?

Das kann sein. Die Eintracht war bei guten Dingen schon immer Trendsetter. Wie gesagt, ich biete anderen gerne meine Hilfe an, wenn es darum geht, einen Fanclub im Bundestag aufzubauen. Unsere Fan-Kultur werden sie allerdings nie erreichen können. Dabei geht es uns aber nicht darum, den Bayern nur ständig einen mitzugeben. Das wäre nicht fair. Wir schauen immer auch mal in den Innenspiegel.

Apropos Innenspiegel, wie beurteilen Sie die aktuelle Leistung der Eintracht? Überzeugt Sie die Arbeit des neuen Trainers Thomas Schaaf?

Ohne die üblichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter wären wir vor dem Spiel in Paderborn punktgleich mit dem Tabellenführer gewesen. Das ist doch für unsere bescheidenen Ansprüche ganz normal. Zudem zeigt die Tatsache, dass Roberto di Matteo (Di Matteo ist seit dem 7. Oktober Trainer des FC Schalke 04, Anmerk. d. Red.) eigentlich zur Eintracht wollte und nun bei Schalke gelandet ist, in welchen Sphären sich Eintracht Frankfurt bewegt.

 

Am 25. Oktober spielt Eintracht Frankfurt um 15.30 Uhr zu Hause gegen den VfB Stuttgart. Omid Nouripour weiß aufgrund eines “durchgebissenen Kreuzbandes” noch nicht, ob er für das Stadion fitgespritzt werden kann, erzählt er uns nach dem Interview. Er wird die Partie aber auf jeden Fall von einem Platz aus schauen, von dem er sehen kann, wie der Stuttgarter und ehemalige Trainer von Eintracht Frankfurt, Armin Veh, dem Frankfurter Trainer Thomas Schaaf nach dem Spiel gratuliert.