Von „Bambi“ zum Wortführer

Er ist immer noch das jüngste Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtags – und als er vor acht Jahren seine Abgeordnetenkarriere startete, war er im Landtag sogar der jüngste Abgeordnete aller Zeiten. In einem Alter, in dem Andere sich auf Partys konzentrieren, investierte Christian Lindner schon einen erheblichen Teil seiner Zeit in die Politik.
Jürgen Möllemann verpasste dem heute 29-jährigen FDP-Politiker damals den Spitznamen „Bambi“. Lindner ließ sich davon wenig beeindrucken. Dem Spitznamen zum Trotz arbeitete er sich schnell nach oben und wurde bereits mit 24 Jahren Generalsekretär der NRW-FDP. Aus „Bambi“ wurde ein Wortführer, der auch vor deutlicher Kritik an Ministerpräsident Jürgen Rüttgers nicht zurückschreckte, mit dessen CDU die Liberalen an Rhein und Ruhr koalieren.
 Von Rüttgers’ Versuchen, die sozialdemokratischen Wähler in NRW einzufangen, setzt Lindner sich regelmäßig ab. Als der Ministerpräsident begann, sich in Reden immer öfter auf Johannes Rau zu beziehen, hielt Lindner ihm vor, dass gerade Rau für Reformstau in Nord­rhein-Westfalen gestanden habe. Über Rüttgers’ Vorschläge für ein Anti-Rezessionsprogramm machte Lindner sich lustig: „Niedlich“ sei dieses. Er vermisse Steuerentlastungen. Aus „Bambi“ ist ein Politiker mit Profil geworden.
Seit 2007 gehört der Politiker auch dem Bundesvorstand der Liberalen an. Zweifellos ist er einer ihrer Hoffnungsträger. Seine neue Herausforderung heißt nun: Deutscher Bundestag. Er ist Direktkandidat im Rheinisch-Bergischen Kreis, doch als Vertreter einer kleinen Partei chancenlos. Auf der Landesliste nimmt er jedoch Platz neun ein – der Platz gilt als sicher.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Politiker des ­Jahres – Peer Steinbrück. Das Heft können Sie hier bestellen.