Rhetorikcheck: Christian Schmidt

Praxis

Christian Schmidt (CSU), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, mahnt gleich zu Beginn seiner Rede. Schließlich geht es um die Verabschiedung eines neuen Tabakgesetzes. Doch im Saal ist noch Bewegung. Es dauert, bis alle Abgeordneten ihren Platz gefunden haben. Schmidt lässt sich davon nicht anstecken, sondern beginnt ruhig und besonnen: “Herr Präsident / meine lieben Kolleginnen und Kollegen / jedes Jahr / sterben / in Deutschland // 120.000 Menschen / an den Folgen des Rauchens. // Das sind / mehr / als zehn Prozent // aller Sterbefälle. // Die direkten Kosten / und die indirekten Kosten / werden… auf knapp 80 Milliarden Euro / jährlich / geschätzt. // Diese Zahlen sind frappierend / und sie zeigen dringenden // Handlungsbedarf auf.”

Zahlen, Daten, Fakten

Der Einstieg über Zahlen, Daten, Fakten (Tatsachen) ist eine klassische Technik, wenn es um die ausgewogene Wirkung von Fachkompetenz und Emotionalität geht. Schließlich soll der Einstieg die Zuhörer zum Thema hinführen und sie zum Zuhören motivieren. Das macht der Bundesminister gut. Doch Zahlen zum Tabakgenuss können in einer Rede auch selbst zu Schall und Rauch werden, wenn sie nur als Vorwand eingesetzt oder zu schnell vorgetragen werden. Dem Bundesminister hingegen ist es ein ernstes Anliegen, das er eindringlich vorträgt. Ruhige Worte, viele Pausen – keine Effekthascherei. Eine eindringliche Sprech- und Pausentechnik sind neben einer offenen und unterstützenden Körpersprache die Grundlagen der rhetorischen Wirkungskraft.

Doch zurück zum Inhalt: Warnhinweise und abschreckende Bilder aus der Medizin sind das neue Instrument, um vor allem Jugendliche besser zu schützen: “Mein Ziel ist es // dass die / die noch nicht / begonnen haben / mit dem Rauchen // nicht verführt / werden!” Auch wenn Christian Schmidt sein Anliegen direkt formuliert, hören wir wieder viele Pausen. Wir merken also: Einstieg, Kernbotschaft und Redeschluss sollten eher in den stabilisierenden ersten Gängen gefahren werden. Dann kommen die Botschaften auch an und der Vortrag wirkt klar und souverän.

Fazit

Gilt seit heute: Wer fragt, der führt? Nein! Wer Pausen setzen kann, wie Christian Schmidt, der zeigt, dass er verstanden werden möchte und führt auch die Gedanken beim Zuhören. Im besten Falle zum Nachdenken und zur Veränderung – auch von hartnäckigen Angewohnheiten. So soll es sein. Rhetorische Reserven: Die Hand in der Hosentasche bei ernsten Worten. Selten wirkt das lässig – oft eher nachlässig und es nimmt den ernsten Worten leider einen Teil ihrer Wirkung.

Mimik, Gestik, Körpersprache:

Lebendiger Ausdruck:

Redeaufbau: