Rhetorikcheck: Aydan Özoğuz

Praxis

Aydan Özoğuz spricht frei. In der ersten Beratung zum Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (was für ein Wortmonster!) betont die Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration das Gemeinsame und Verbindende: “Thomas de Maizière sagte am Anfang: Nur gemeinsam geht es! Tatsächlich ging es bei diesem Paket um eine Vereinbarung nicht nur zwischen Parteien natürlich, aber zwischen Bund, zwischen Ländern, zwischen Kommunen. Alle mussten an einen Tisch, mehrfach.” Ihr Blick geht durch die Reihen der Parlamentarier. Die Hände sind offen, unterstreichen die Worte und geben ihnen Gewicht. Das Zuhören fällt leicht, denn die Worte finden beim Reden einen klaren, fast musikalischen Ausdruck in einer wohlklingenden Stimme und in unaufgeregten, beschreiben Gesten. So soll es sein!

Wie reagieren auf Zwischenrufe?

Doch der Bundestag wäre nicht der Bundestag, wenn es die Abgeordneten ihren Rednern am Pult leicht machen würden. Volker Beck (Die Grünen) ruft dazwischen. Auch hier bleibt die Staatsministerin souverän, gibt contra und erklärt: “Ich bin sehr froh, dass wir nun eine dauerhafte, strukturelle Finanzierung haben. Dass wir davon weg sind, Herr Beck, dass ständig und wöchentlich Menschen zusammen kommen müssen, um darüber zu verhandeln, wie man das denn nun finanzieren möchte, dass so viel Asylbewerber kommen.” Ihre Argumente für ein gelungenes neues Gesetz: Sprachkurse soll es auch für Asylbewerber geben. Sie sollen nicht herumsitzen, sondern Zugänge zu unserer Gesellschaft erhalten, selbst, wenn sie eines Tages wieder gehen sollten. Hier offenbart Frau Özoğuz ihr Talent, Zwischenrufe als Einwände aufzufassen und durch inhaltliche Argumente geschickt und souverän zu entkräften.

Eindringlicher und engagierter wird sie beim Thema der legalen Zuwanderung von Menschen aus sicheren Herkunftsländern: “Es ist aus einem deutschen Wohnzimmer heraus – wo man gemütlich sitzt – leicht, mal so ein Wort wie Wirtschaftsflüchtling in den Mund zu nehmen. Und wir sollten uns mal überlegen, was für Not, was für wirtschaftliche Not sich oftmals dahinter verbirgt, wenn Menschen alles aufgeben, wenn sie ihre Kinder nehmen und sich auf den Weg machen. Und deswegen ist es so richtig, dass wir legale Zugangsmöglichkeiten schaffen wollen!”

Fazit

Aydan Özoğuz spricht in ihrem gesamten Debattenbeitrag frei. Ihr ruhiger, besonnener Ton macht das Zuhören leicht. Zwar federt sie Argumente und Kernbotschaften ab durch allzu lange Sätze und Füllwörter, wie “und”, “mal”, oder “oftmals”. Doch ihr um Konsens bemühter Stil passt zum Redeziel, es geht um das gesellschaftliche Mitwirken vieler. Wenn Integration gelingen soll, dann ist Mut zuzusprechen der richtige Weg: “Ich glaube, // dass es wichtig ist // zu betonen, // dass Fremdheit // nur durch Begegnung // sich ändern kann!” Hierfür ist Frau Özoğuz Debattenbeitrag jedenfalls ein gutes Beispiel. Applaus!

 

Mimik, Gestik, Körpersprache:

Lebendiger Ausdruck:

Redeaufbau: