Lehrstunde bei Meister Hummel

Politik

Mit zehn Minuten Verspätung und etwas abgehetzt kommt Mahmut Özdemir zum Treffpunkt, einer auf Oldtimer spezialisierten Autowerkstatt in Berlin-Kreuzberg. “Es gab ein Missverständnis beim Fahrdienst”, murmelt der SPD-Abgeordnete entschuldigend. Verwechslungen mit seinem grünen Namensvetter sieht der 27-Jährige gelassen.

Erst recht an diesem Nachmittag: p&k hat den Abgeordneten mit Faible fürs Autoschrauben zum Shooting eingeladen. Auf ihn wartet ein Porsche 912. Kfz-Meister János Hummel hat den kleinen Bruder des 911er aufgebockt. Mahmut Özdemir bleibt erstaunt im Türrahmen stehen: “Der ist ja komplett entkernt.”

Seitdem er mit 18 Jahren in einem Volkswagen Autofahren lernte, bleibt der gebürtige Duisburger den Wolfsburgern treu. “Ich bin ein absoluter VW-Golf-Fanatiker”, sagt er über sich. Sein eigener Golf, ein Diesel Baujahr 2000, hat knapp 300.000 Kilometer runter. Ölwechsel und kleinere Reparaturen am Motor kriegt Özdemir allein in den Griff. “Aber einen Porsche hatte ich auch noch nicht in der Hand”, räumt er ein.

Beim Fototermin fackelt Özdemir nicht lange. Ob er ein bisschen schweißen könne, fragt ihn unser Fotograf, den Funkenflug schon vor Augen. “Wenn der Kollege mir das beibringt”, sagt Özdemir und guckt Meister János Hummel fragend an. Der nickt stumm und lächelt. “Dann machen wir uns erst mal arbeitsfähig”, sagt Özdemir, streift sein Jackett ab und startet den ersten Versuch: Er geht in die Knie, setzt das Schweißgerät an. Skeptisch fragt er: “Ob das hält?” Meister Hummel schüttelt den Kopf: “Das hält nicht.” Also Rollentausch. Özdemir guckt dem Profi über die Schulter. Der erklärt jeden Schritt. Der Jungpolitiker versucht es noch einmal: “Perfekt”, befindet Meister Hummel, den Daumen nach oben.

Anderthalb Stunden, viele Fragen und noch mehr Fotos später ist der Termin beendet – eigentlich. Als MdB habe er lernen müssen, seinen Tag in 15-Minuten-Blöcke zu teilen, hatte Özdemir anfangs gesagt. An diesem Nachmittag macht der Jurist mit Turbo-Vita eine Ausnahme. p&k verabschiedet sich, Özdemir bleibt. Er hat noch eine Frage an seinen Meister.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Die andere Perspektive. Das Heft können Sie hier bestellen.