Guck mal, wie der spricht

Politik ist ohne die mediale Inszenierung von Politikern nicht mehr denkbar. Einerseits geht es um Inhalte, andererseits um suggestive Bilder, um Emotionalisierung und das Erzählen von spannenden Geschichten. Gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten will das Volk nicht gefordert sein. Politik muss daher harmlos genug sein, damit die Menschen nicht weggetrieben werden. Besonders in Wahlkampfzeiten muss die Politik komplexe Inhalte sachlich fundiert, in sich stimmig und persönlich glaubwürdig kommunizieren. Doch sind nicht die Inhalte glaubwürdig, sondern die Person, die sie vertritt. Welches aber sind die Kriterien, an denen man das Gefühl von Glaubwürdigkeit festmachen kann? Es geht um die Person, um den Politiker als Person und die Person als Vertreter der Partei. Die öffentliche Wirkung spiegelt sich im Zusammenspiel von nonverbaler Wirkung und Körpersprache, Persönlichkeit und Verhaltensmustern. Ein Politiker hat dann Erfolg, wenn er in sich stimmig wirkt – manche nennen das authentisch –, wenn er anschlussfähig ist zu den Menschen, zu den emotionalen Milieus (das heißt: nicht nur zu der typischen Zielgruppe der Partei), und wenn er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist.
Die Erfahrung zeigt, dass Menschen genau hinschauen, um sich ein persönliches Bild vom Politiker zu machen. Je mehr Übereinstimmung es gibt, je mehr der emotionale Funke der Person des Politikers überspringt, desto größer ist die Identifikation mit dem Politiker. Dieser Prozess ist vielen Menschen nicht bewusst. Gerade deshalb muss die Politik diesen Vorgängen Rechnung tragen.
Nonverbale Wirkung und Körpersprache machen einen wichtigen Teil der Wirkung eines Politikers aus. Einerseits wirkt dies im Sinne von fotografischer Körpersprache situativ, für den Moment und unmittelbar überzeugend. Nonverbale Wirkung und Körpersprache spiegeln andererseits typische Verhaltens-, Reaktions- und Wirkungsmuster, die halbbewusst bis unbewusst wahrgenommen werden. Diese haben eine große Bedeutung für das Entstehen einer emotionalen Bindung sowie das Vertrauen in die Ankündigungen und Versprechungen des jeweiligen Politikers.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Jetzt aber los! – Endspurt zur Bundestagswahl. Das Heft können Sie hier bestellen.