Der Kandidat muss zur Marke werden

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Für einen Politiker ist und bleibt die wahlberechtigte Bevölkerung wichtigster Adressat der Kommunikation, für Kandidaten der direkteste Kontakt. Das Gespräch mit den Bürgern im Wahlkreis ist somit wichtigste Voraussetzung für den Erfolg in einer virtueller werdenden Welt. Trotz fortschreitender Digitalisierung des Dialogs, wird das Bürgergespräch dem Statusupdate nicht weichen. Gespräche zwischen Volksvertreter und Bürger sind Bestandteil der kommunikativen Verbindung zwischen den Menschen. Allerdings erwarten die Bürger einen ständig ansprechbaren Politiker und nicht nur dessen Präsenz im Wahlkampf. Sie wollen von ihrem Abgeordneten, ihrem Stadtoberhaupt, dem Träger ihres Mandats ernst genommen werden.

Das persönliche Gespräch trägt dazu bei, knüpft Verbindung, lässt Informationen austauschen, gegenseitiges Verständnis für Probleme und Entscheidungen wecken. Auf Augenhöhe mit den Menschen sein – in Sprechstunden, bei Stammtischen, Hausbesuchen, im Gespräch mit örtlichen Vereinen und Organisationen und zu vielen Gelegenheiten mehr. Den Bürger als Partner akzeptieren und ihm zuhören, das sind wichtige Voraussetzungen für das direkte Gespräch. Bürger sind Multiplikatoren in ihrer Umgebung.

Und so hat auch das Canvassing, der Info-Stand im Straßenbild des Wahlkampfs, noch nicht ausgedient. Er ist und bleibt wichtige Plattform für den direkten Kontakt und lebendige Verteilstation für Informationsmaterial. Und wie das Plakat sorgt er in aller Öffentlichkeit für das politische, das wahlkämpferische Klima. Um möglichst große Aufmerksamkeit zu erzielen, sollte (über Luftballons hinaus) gedacht werden, wie man den Info-Stand mit welcher Attraktion noch interessanter macht. Denn auch die Lokalpresse ist gerne bereit, über originelle Ideen zu schreiben. So werden auch diejenigen erreicht, die nicht persönlich am Info-Stand waren.

Der Charme der drei K’s

Gerade in Städten mit Stadtteilen, die eine hohe Eigenständigkeit im lokalen Vor-der-Haustür-Empfinden ihrer Bürger und ihrer Gewerbetreibenden aufweisen, sind sensibilisierende Maßnahmen zu empfehlen, die frühzeitig vor der Wahl ein Zusammengehörigkeits- und Verantwortungsgefühl schaffen, eine Stadtteil-bestätigende und Stadtteil-übergreifende Gesinnung für das gesamtstädtische Gemeinwohl.

Hier tun Kandidaten gut daran, Begegnungen zu initiieren, Gesprächsrunden zu führen mit Meinungsbildnern aus Unternehmen und Bürgerschaft zur Stadtteil-Sicht für das Ganze. Zu den “drei K’s”: “Kluge Köpfe”, die Attraktivität als Arbeitsplatz für Fachkräfte, “Kinder”, die Attraktivität als Wohnort für Familien, “Kapital”, die Attraktivität für Investition und Wirtschaftsansiedlung. Die Bewusstmachung der erforderlichen Belange ihrer Stadt, die Einbindung in Entscheidungsprozesse, die Vermittlung von Stolz auf die Stärken von Stadtteil und Stadt sind eine gute Basis für zukünftigen Wahlerfolg.

Der Kandidat muss zur Marke werden!

Kennzeichen erfolgreicher Marken ist ihr hoher, auf Positiv-Vorstellungen im Markt basierender Wert. Und ebenso wie sich die Durchsetzung von Marken für Produkte und Unternehmen bezahlt macht, so tut es das auch im Rahmen einer professionellen Selbstdarstellung für Menschen: “Der erste Eindruck hat keine zweite Chance”, sagte schon Johann Wolfgang von Goethe.

Politik vermittelt sich über Menschen: Moderne personalisierte Wahlkämpfe sind konturscharf auf den Kandidatein ausgerichtet. Keine Kandidatin, kein Kandidat um ein öffentliches Wahlamt kann es sich leisten, auch nur einen der kommunikativen Kanäle zum Wähler nicht mit größtmöglicher Professionalität zu bedienen. Jede und jeder muss kommunikations- und medientauglich sein, zum “Siegertyp”, zur “Marke” werden! Sympathiewerte, die nichts mit intellektuellen, moralischen oder anderen Qualitäten der Kandidaten zu tun haben, bestimmen nicht unerheblich mit über Wahlentscheidungen. So kommt auch die überzeugendste Vertretung sachpolitisch-programmatischer Politik nicht umhin, der Form der Kommunikation und Präsentation, sprich der Person und Persönlichkeit von Kandidatin und Kandidat, größte Beachtung zu schenken. Kommunikation und Präsentation sind der bleibende Eindruck und die Chance, sich in der Sympathie gegenüber dem politischen Gegner abzuheben.

Für die persönliche Image-Bildung, den Auf- und Ausbau der “eigenen Marke”, kann ein “Personal Branding” hilfreich sein, die Analyse der eigenen Stärken und Schwächen, von IST und SOLL, der Situation und dem Wettbewerb, die Entwicklung einer Strategie für die “Personal Brand”, Hilfestellungen zur Persönlichkeitsinszenierung (fotografische und filmische Studien, Tonaufnahmen, Studien zum Erscheinungsbild) und das Coaching etwaiger Schwachpunkte (eventuell Rethorik-Training, Styling-Beratung, Beratung für den Umgang mit den Medien, ein Training zu Auftritten im Fernsehen).

Und auch all das schon jedem Wahlkampf weit voraus!

Folge 1: Nach der Wahl ist vor der Wahl

Folge 2: Ohne Emotionen geht es nicht

Folge 3: Von Massenmedien zu Medienmassen

Folge 4: Alleskönner Wahlplakat