Das Wahlkampf-Einmaleins

Politik

“In sechs Kapiteln zum Wahlsieg”, verspricht der Ratgeber “Wahlen gewinnen” von Achim Moeller und Gwendolin Jungblut. Die Zusage, dass man tatsächlich als Mandatsträger hervorgehen wird, sofern man die Ratschläge beherzigt, ist ein bisschen voreilig – zumal das Buch eher solides Handwerk als spektakuläre Geheimtipps bereithält. Aber gerade für Politiker, die auf kommunaler Ebene zum ersten Mal einen Wahlkampf bestreiten, liefert es einen guten Überblick.

Bereits 750 Wahlkämpfe haben die beiden Autoren nach eigener Aussage als Berater betreut und begleitet. Ihre Erfahrungen in Sachen Erfolgsmuster (und auch bezüglich Kardinalfehlern) haben sie auf 264 Seiten komprimiert. Themen der sechs Kapitel sind: 1. Grundphilosophie und theoretisches Rüstzeug, 2. Persönlichkeit, 3. Themen, 4. Umsetzung und Aktionen, 5. Kommunikation und Öffentlichkeit, 6. Werbematerial und Gestaltung. In diesen dreht sich alles um praktische Fragen: Wie feile ich an meinem Image? Wie gehe ich mit der politischen Konkurrenz um? Wie verläuft meine Finanzplanung? Welche Phasen folgen idealerweise im Wahlkampf aufeinander, welche Schritte sollten zu welchem Zeitpunkt getan werden?

Gut strukturiert, wenig kreativ

Manche komplexen Themen, beispielsweise Themenfindung und Profilbildung des Wahlkämpfers, werden in “Wahlen gewinnen” in knappen Kapiteln ohne viel Tiefgang abgehandelt. Die Stärke des Ratgebers liegt generell eher darin, alle wichtigen Aspekte, die zum Wahlkampf dazugehören, zu sortieren und aufzulisten. Der Leser bekommt gleich zu Beginn eine klare Struktur vermittelt und erhält im Laufe der Lektüre tatsächlich einen Rundumblick: Vom passenden Outfit über Formulierungstipps für die Wahlbroschüre bis hin zur Finanzplanung. Ein großer Pluspunkt: Beim Kauf des Buchs inbegriffen ist ein Zugangscode zu 77 Arbeitshilfen, die sich online abrufen und abspeichern lassen. Dort gibt es unter anderem eine Vorlage für den Finanzplan, eine Checkliste für das eigene Stärkenprofil und ein Muster für die Konkurrentenanalyse.

Wer zum ersten Mal kandidiert, beispielsweise für das Bürgermeisteramt oder den Landtag, kann sich mit dieser Gedanken- und Planungsstütze in der Gestaltung seines “Schlachtplans” durchaus einige Mühen ersparen. Es gibt klare Formeln, detaillierte Listen und viele Beispiele aus der Praxis, an denen man sich orientieren kann.

Ein Wermutstropfen besteht darin, dass der Ratgeber Themen, bei denen Kreativität gefragt ist, teils zu konservativ und unflexibel behandelt. Wenig inspirierend ist zum Beispiel das Kapitel “Ihr Slogan”, das Vorschläge und Orientierung für Wahlkampfslogans bieten soll. Genannt sind dort unter anderem “Die Stadt in gute Hände geben” und “Einer von hier”; Sprüche wie diese locken wohl kaum jemanden hinterm Ofen hervor. Eher fade und altbacken sind auch Tipps für Plakatdesign und Kleiderwahl. In punkto Kreativität gibt es sicherlich bessere Beratung für Wahlkämpfer.

Fazit

Zu sehr an die teils wirklich detaillierten Vorgaben klammern sollte man sich also nicht. Profitieren kann man allerdings von dem Gesamtblick auf das Thema Wahlkampf und das Zusammentragen aller Aspekte, die wichtig sind. Für Wahlkämpfer mit wenig Erfahrung also eine Empfehlung. Alten Hasen auf dem Wahlkampfparkett ist der Ratgeber nur bedingt ans Herz zu legen. Für diese ist vieles Selbstverständliche zu ausführlich beschrieben und vieles Elementare zu oberflächlich.

“Wahlen gewinnen”, Achim Moeller, Gwendolin Jungblut, Edition der Gemeinderat, 44,90 Euro

Lesetipp: ausführliches Interview mit Autor Achim Moeller