Bush for transparency?

International

Jeb Bush will schaffen, was noch kein Mensch vor ihm geschafft hat: der dritte Präsident aus einem Clan zu werden. Das Duo George H. und George W. war als Sohn-Vater-Gespann keine Neuigkeit: Bereits 1825 kam es erstmals dazu, dass der Sohn eines Präsidenten selbst Staatsoberhaupt wurde, als John Quincy Adams, der Sohn des zweiten Präsidenten John Adams (1797-1801) das Amt als Nummer sechs übernahm. Doch Jeb Bush wäre als Bruder und Sohn vormaliger Präsidenten eine historische Premiere.

Doch es hat nicht nur Vorteile, im Jahr 2016 als Mitglied der Familie Bush zu kandidieren. Unter konservativen Wählern und reichen Spendern ist der Name Bush natürlich ein Door Opener, aber bei durchschnittlichen Wählern? Not so much. Zwar hat der Bruder, seit er mehr oder minder von der nationalen Bildfläche verschwunden ist, an Beliebtheitswerten zugelegt und liegt jetzt mit 53 Prozent “favorable” zu 44 Prozent “unfavorable” vor Obama (47 Prozent “favorable” zu 52 Prozent “unfavorable”) – aber das Vermächtnis der Bush-Ära verarbeiten die Amerikaner zum Teil noch immer.

Inszenierte Transparenz

Und so muss sich Jeb Busch, der im Feld der Republikaner wohl einer der aus europäischen Sicht vernünftigeren Kandidaten ist, von seinem Bruder distanzieren. Statt sich inhaltlich neue Positionen zu suchen oder Entscheidungen seines um sieben Jahre älteren Bruders ex post zu hinterfragen, ist die Distanzierung symbolischer Natur: Er inszeniert sich als transparenter und bürgernaher Politiker.

Als Gouverneur von Florida veröffentlichte er seine Email-Adresse, damit Bürger ihm schreiben konnten. Seit dem 10. Februar macht er mehr als das: Er veröffentlicht jede Email auf der Webseite www.jebemails.com, wo sie nach Datum durchsucht werden können.

Auch seine Biografie, die noch ohne Erscheinungsdatum als E-Book geplant ist, basiert auf diesen Emails: “The idea of this book, through the use of these emails, is to tell the story of a life of a governor. No day is like the one before it, or what will come after. No day ends the way it began. The unexpected became the expected.” Dabei lässt er – bis auf kurze Annotationen, die die Korrespondenz in Kontext setzen – ausgewählte Konversationen für sich selbst sprechen.

In die Zeit der Emails fällt auch die Präsidentschaftswahl 2000, bei der bekanntlich George W. Bush gegen Al Gore in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gewann, weil die Stimmen der Wahlmänner aus Florida nach unzähligen Recounts Bush Jr. zugeordnet wurden. Der Gouverneur von Florida zu dieser Zeit: Jeb Bush. Die wenigen Emails, die man findet sind einzeilig: “I am doing what I can within the laws of our state.”

Das erste Kapitel des Buches und alle Emails von 1999 bis 2007 sind auf www.jebemails.com lesbar.