Armut geht nicht wählen

In diesen Tagen sieht und liest man viel über Wahlverweigerer, die aus intellektuellen Gründen der Bundestagswahl fernbleiben wollen – die sogar Bücher darüber schreiben, warum sie aus Überzeugung nicht wählen. Aber ist das tatsächlich der typische Nichtwähler? Und gibt es ihn überhaupt, den Durchschnitts-Nichtwähler?

Seit mehreren Wahlperioden untersucht die Initiative ProDialog Nichtwähler in all ihren Facetten. Welche Gründe gibt es für die Nichtwahl und welche Entwicklungen sind erkennbar? Im Auftrag der Initiative hat das Meinungsforschungsinstitut dimap Nichtwähler auf Basis der Daten zur letzten Bundestagswahl analysiert und die Ergebnisse kartographisch dargestellt –  in einer Deutschlandkarte wird die räumliche Verteilung der Nichtwähler sichtbar.

Um ein schlüssiges Bild zu erhalten, hat das Institut eine Reihe von soziodemographischen Daten analysiert. Dazu gehören zum Beispiel Arbeitslosigkeit, Einkommen und Wohnsituation. Im zweiten Schritt wurden diese Merkmale in Zusammenhang mit dem Anteil der Nichtwähler in der jeweiligen Region gestellt. Durch die auf den 413 Kreisen (Stadt-und Landkreise) basierende Analyse ergibt sich eine Darstellung, die Hinweise zur geographischen und soziologischen Verortung der Nichtwähler gibt.

Dargestellt werden jeweils zwei Karten: eine mit dem jeweils betrachteten Strukturmerkmal und eine kombinierte Karte mit diesem Merkmal und dem Anteil der Nichtwähler. Die Daten werden in klassifizierter Form gezeigt, wobei in der kombinierten Karte die jeweiligen Extremwerte herausgestellt werden.

An den Karten wird eines sehr deutlich – hohe Arbeitslosigkeit und niedriges Einkommen stehen in klarem Zusammenhang mit der Wahlenthaltung der betroffenen Bevölkerung. Das heißt, dort wo Menschen mit niedrigem Einkommen wohnen oder die Arbeitslosenquote hoch ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass nicht gewählt wird. Auf diese Merkmale trifft man in den neuen Bundesländern deutlich häufiger als in den alten. Auffallend auch, dass dort, wo mehr Singles leben, der Nichtwähleranteil größer ist als dort, wo es mehr Ein- und Zweifamilienhäuser gibt.

Und schließlich zeigt die Karte zu den jungen Wahlberechtigten, dass der Anteil an Nichtwählern in Gebieten, in denen mehr Menschen zwischen 20 und 24 Jahren wohnen, höher liegt.