Jusos (SPD)
Vorsitzender: Kevin Kühnert (seit 2017)
Foto: Jusos
Gründung: 1914
Die Jusos sind aus der „Jugend-Sektion“ des „Sozialdemokratischen Vereins München“ entstanden. 1969 machten sie eine „Linkswende“, sie verstanden sich fortan nicht mehr nur als Jugendorganisation, sondern als“„sozialistischer, feministischer, internationalistischer Richtungsverband“ innerhalb der SPD. Inzwischen bezeichnen sie sich aber wieder als Jugendorganisation.
Mitglieder: 80.000 (SPD: 438.000)
Die Zahl ist allein seit dem vergangenen Jahr und der von den Jusos entscheidend mitbetriebenen „No-Groko“-Kampagne um 17.000 gestiegen. Alle SPD-Mitglieder bis 35 Jahre sind automatisch auch Juso-Mitglied.
Positionierung:
Kühnert gehört dem „Netzwerk Linkes Zentrum“ an, er steht innerhalb der linken Jusos links. Er wurde auf dem Bundeskongress aber auch von Delegierten anderer Strömungen gewählt, von „Traditionalisten“ und Mitgliedern der „Pragmatischen Linken“. Kühnert unterstützt vor allem junge SPD-Politiker, er selbst wird von Gegnern der großen Koalition unterstützt; diese Gruppe wächst derzeit an der Basis, aber auch unter den Funktionären.
Inhaltliche Ausrichtung:
Die Jusos stehen links von der SPD. Forderungen sind die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und Abschaffung der Hartz-IV-Sanktionen für Personen unter 25 Jahren.
Einschlägiges Zitat:
„Heute einmal ein Zwerg sein, um zukünftig vielleicht wieder Riesen sein zu können.“
(Vor der Abstimmung über die Frage, ob die SPD wieder in eine große Koalition mit der Union eintreten soll)
Vorgänger:
Die Jusos dienten als Karrieresprungbrett für weiterführende politische Karrieren.
Gerhard Schröder (Bundeskanzler), Andrea Nahles (Parteivorsitzende), Heidemarie Wieczorek-Zeul (Bundesministerin) und Niels Annen (Staatsminister) (c) (1/3) Marco Urban (2) Susie Knoll (4) Thomas Koehler/photothek.net
Junge Union (CDU/CSU)
Vorsitzender: Tilman Kuban (seit 2019)
Foto: UVN/Marcus Prell
Gründung: 1947
Zu Anfang sammelten sich in der Jungen Union viele ehemalige Kriegsteilnehmer, die in den Universitätsstädten in Arbeitskreisen organisiert waren. 1950 erkannte die Bundes-CDU auf ihrem Gründungsparteitag die JU als selbstständige Vertretung der Jugend innerhalb der Partei an.
Mitglieder: 109.000 (CDU: 415.000, CSU: 139.000)
Die Junge Union ist der größte Jugendverband Europas. Mitglied können alle im Alter zwischen 14 und 35 Jahren werden. Die Junge Union ist die Jugendorganisation sowohl der CDU als auch der CSU.
Positionierung:
Kuban, der für einen Sitz im Europäischen Parlament kandidiert, steht für einen konservativen Kurs. So hatte er bereits im Oktober 2015 einen Brandbrief von CDU-Politikern gegen Angela Merkels Flüchtlingspolitik unterzeichnet.
Inhaltliche Ausrichtung:
Die Junge Union versteht sich als konservativer als die Mutterpartei(en). Sie beschreibt sich selbst als christlich-demokratisch und liberal. Sie fordert, Europa bürgernäher und demokratischer zu gestalten, eine Begrenzung der Amtszeit von Bundeskanzlern auf maximal drei Perioden und dass Bachelorabschlüsse auch in einem längerem Zeitraum abgelegt werden können.
Einschlägiges Zitat:
„Wer sich in unserem Land nicht an unsere Gesetze halten will, der ist in unserem Land nicht willkommen.“
Vorgänger:
Die Junge Union diente einigen Politikern als Karrieresprungbrett.
Hermann Gröhe (Bundesminister), Hildegard Müller (Staatsministerin), Gerhard Stoltenberg (Bundesminister), Matthias Wissmann (Bundesminister) und Paul Ziemiak (Generalsekretär) (c) (1) H. Barreintos (2) Laurin Schmid (3) Bundesarchiv (4) Michael Kappler (5) Laurence Chaperon
Julis (FDP)
Vorsitzende: Ria Schröder (seit 2018)
Foto: Johannes Weber
Gründung: 1980
Die Jungen Liberalen gründeten sich als Reaktion auf eine empfundene Linksverschiebung der Mutterpartei.
Mitglieder: knapp 10.000 (FDP: 64.000)
Positionierung:
Ria Schröder beschreibt die Hamburger FDP-Landesvorsitzende Katja Suding als ihr Vorbild.
Inhaltliche Ausrichtung:
Die Julis bestimmen als ihre Grundwerte Freiheit, Eigenverantwortung und Toleranz. Sie fordern zum Beispiel die Forcierung von Inklusion, Verkürzung der Strafverfahren, um Jugendkriminalität zu bekämpfen, und die Zusammenfassung steuerfinanzierter Sozialleistungen, die durch das „Bürgergeld“ ersetzt werden, das jedem Bürger das Existenzminimum sichern soll.
Einschlägiges Zitat:
„Der Mensch muss wieder mehr Selbstbestimmung übertragen bekommen, und der Staat muss sich zurückziehen.“
Vorgänger:
Aufgrund der schlankeren Parteistruktur spielt die Jugendorganisation keine prägende Rolle beim Karriereaufbau.
Konstantin Kuhle (Bundestagsabgeordneter und Mitglied des FDP-Bundesvorstands), Daniel Bahr (Bundesminister), Birgit Homburger (Fraktionsvorsitzende) und Guido Westerwelle (Parteivorsitzender und Außenminister) (c) (1) konstantinkuhle.de (2) Raimond Spekking/CC BY-SA 3.0 (3) Laurence Chaperon (4) Marco Urban
Grüne Jugend (Grüne)
Vorsitzende: Ricarda Lang und Max Lucks (seit 2017)
Foto: Erik Marquardt
Gründung: 1994
Erst seit 2001 ist die Grüne Jugend eine offizielle Teilorganisation der Grünen.
Mitglieder: 7.100 (Grüne: 75.000)
Positionierung:
Lang und Lucks gehören dem linken Parteiflügel an.
Inhaltliche Ausrichtung:
Das Motto der Grünen Jugend heißt „jung, grün, stachelig“, in ihrem Selbstverständnis sind sie sozial, ökologisch, demokratisch und gewaltfrei. Die Grüne Jugend fordert unter anderem ein plastikfreies Europa, spricht sich gegen jede Form des Antisemitismus aus und fordert die Abschaffung von Studiengebühren.
Einschlägiges Zitat:
„Klimawandel heißt auch: Inlandsflüge stoppen, Bahnpreise runter!“
Vorgänger:
Die Jugendorganisation dient aufgrund der vielen Strömungen, die die Grünen haben, nur bedingt als Karrieresprungbrett.
Jamila Schäfer (stellvertretende Parteivorsitzende der Grünen) (c) gruene.de
Linksjugend Solid (Die Linke)
Vorsitzende: Luisa Albrecht (1), Kathi Gebel (2), Paul Gruber (3), Lucas Kannenberg (4), Jakob Migenda (5), Noro Schlorke (6), Sinem Ergüzel, Nadine Bendahou, Piet Jakobs und Konstantin Gräfe
Die Linksjugend hat keinen Vorsitzenden, sondern einen Bundesprecher(innen)rat
Foto: (1/2) privat (3/4/5/6) Linksjugend
Gründung: 2007
1999 wurde der Jugendverband der PDS gegründet. Als die PDS in der Linken aufging, entstand auch ein neuer Jugendverband.
Mitglieder: 10.000 (Die Linke: 62.000)
Inhaltliche Ausrichtung:
Die Linksjugend versteht sich selbst als sozialistisch, antifaschistisch, basisdemokratisch und feministisch. Innerhalb des Jugendverbands gibt es viele Strömungen, von antideutsch bis trotzkistisch. Die Linksjugend begreift sich als Plattform für radikale Gesellschaftskritik und die Überwindung des Kapitalismus. Sie lehnt außerdem eine Regierungsbeteiligung der Linken ab. Sie tritt unter anderem für ein einklagbares Grundrecht auf Ausbildung und Übernahme ein, fordert mehr direkte Demokratie und ein Wahlrecht für in Deutschland lebende Bürger unabhängig von der Staatsbürgerschaft.
Einschlägiges Zitat:
„Den braunen Zuständen in Sachsen und anderswo die Stirn bieten, ist mehr als notwendig. Doch eines sei gesagt: Antifa heißt Tag für Tag das ganze hinterfragen!“
Junge Alternative (AfD)
Vorsitzender: Damian Lohr (seit 2018)
Foto: Junge Alternative
Gründung: 2013
2015 wurde die Junge Alternative von der Mutterpartei anerkannt. Die Landesverbände Bremen, Niedersachsen und Baden-Württemberg werden von den Verfassungsschutzämtern beobachtet, woraufhin der niedersächsische Landesverband der Jungen Alternativen aufgelöst wurde. Inzwischen hat sich die Führung der AfD von der Jungen Alternative distanziert, nachdem rassistische Äußerungen von JA-Mitgliedern bekannt geworden waren. Das Bundesamt für Verfassungsschutz erklärte die Junge Alternative im Januar zum Verdachtsfall für eine extremistische Bestrebung ein. Anfang März bestätigte das Bundesamt in einer Pressemitteilung, dass „hinreichend gewichtige tatsächliche Anhaltspunkte für eine Bestrebung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung vorliegen“. Die AfD-Jugendorganisation wird weiter beobachtet.
Mitglieder: 1.700 (AfD: 34.000)
Positionierung:
Lohr wird zum rechtsnationalen Parteiflügel gezählt.
Inhaltliche Ausrichtung:
Die Junge Alternative begreift sich als konservativ-freiheitliche Kraft, deren oberstes Ziel „der Erhalt unserer Nation und unserer Kultur“ ist; Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Souveränität Deutschlands sollen verteidigt werden. Die Junge Alternative fordert zum Beispiel die „beherrschende“ Rolle der Parteien zu beenden und mehr direkte Demokratie zu ermöglichen, einen Wertekanon im Bildungssystem einzuführen, statt „Floskeln“ wie Toleranz und Weltoffenheit zu verwenden, außerdem sollen Außenpolitik, Verteidigungspolitik und Entwicklungshilfe zuerst der Verfolgung deutscher Interessen dienen.
Einschlägiges Zitat:
„Bei uns stehen alle Mitglieder auf dem Boden des Grundgesetzes. Ich finde nicht, dass es Rechtsradikale in der Jungen Alternativen gibt.“
Vorgänger:
Drei von sechs Vorsitzenden, die die Junge Alternative bisher hatte, sind inzwischen ausgetreten.
Markus Frohnmaier (Sprecher der AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag Alice Weidel und Abgeordneter des Bundestags) (c) AfD
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe N° 125 – Thema: Gesichter der Zukunft. Das Heft können Sie hier bestellen.