Mit Facebook, Twitter und Co hat sie kein Problem. Im Gegenteil. Dass das Saarland unter Politikern eine besonders hohe Social-Media-Quote aufweist, liegt wohl auch an Nadine Schön. „Soziale Medien gehören einfach dazu“, sagt die 30-jährige CDU-Bundestagsabgeordnete aus Tholey. „Wer sich für Politik interessiert, bekommt in Echtzeit mit, was passiert. Nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Prozess.“ Der letzte Satz ist typisch für Nadine Schön. Und er verrät einiges über sie.
Auch in ihrem Leben sind da zum einen die Ergebnisse: Zwei Jahre nach dem Abitur zieht Nadine Müller – wie sie damals hieß – mit 21 Jahren in den saarländischen Landtag ein, führt nebenher ihr Jura-Studium und ihre journalistische Ausbildung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Ende. Fünf Jahre später, mit 26 Jahren, wird sie als Direktkandidatin in den Deutschen Bundestag gewählt – um dort Vize-Chefin der Frauengruppe in der CDU/CSU-Fraktion zu werden. Ein Aufstieg, von dem viele Politiker nicht zu träumen wagen. Nebenher heiratet sie – und heißt seitdem Schön.
„Eine echt harte Zeit“
Doch da ist auch der Prozess, die eigentliche Geschichte. Eine, die von Chancen und Ranklotzen handelt. „Mein Weg ist schon geprägt von viel Glück und Zufall, das ist mir durchaus bewusst.“ Zwar tritt sie schon mit 15 Jahren in die Junge Union ein. „Aber nicht, um Berufspolitiker zu werden. Sondern um vor Ort etwas zu bewegen.“ Etwa das Angebot für Jugendliche in ihrer Gemeinde zu verbessern. Ein Jahr später, 1999, holt die CDU bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit und löst die regierende SPD ab.
Bald folgt das Abitur. Nadine Müller zieht es nach Heidelberg. Dort studiert sie Jura. Die Politik rückt weit weg und die nächste Landtagswahl näher. Dann ein Anruf ihres CDU-Kreisvorsitzenden. Er möchte sich treffen, um etwas zu besprechen. „Aus heiterem Himmel fragte er mich, ob ich nicht für den Landtag kandidieren wolle“, sagt sie. „Ich war doch erst 20. Und noch im Studium. Aber ich dachte mir auch: So eine Chance, Politik aktiv mitgestalten zu können, kommt nur einmal.“ Also stimmt sie zu. So ist sie dabei, als die Saar-CDU ihre absolute Mehrheit unter Führung von Ministerpräsident Peter Müller ausbaut und mit 27 Abgeordneten in den Landtag einzieht. „Einerseits war ich superglücklich. Andererseits war das, was dann kam, eine echt harte Zeit. Das kann ich wirklich keinem empfehlen“, erinnert sie sich. „Ich wollte mein Studium zu Ende bringen. Aber ich wollte vor allem dem Mandat gerecht werden.“ Die Jungpolitikerin fühlt sich zerrissen. „Als das Studium und das Examen 2006 mit einer sehr ordentlichen Note hinter mir lag, war ich einfach nur froh.“
Bevor ihr Leben in ruhigere Fahrwasser kommen kann, steht die Bundestagswahl 2009 an – und damit abermals eine Überraschung. Weil der frühere CDU-Wahlkreisabgeordnete nicht mehr für den Bundestag kandidiert, springt sie beherzt in die Bresche. Und gewinnt ihren Wahlkreis St. Wendel mit fast zehn Prozent Abstand zum SPD-Herausforderer. „Als junger Mensch in den Bundestag einzuziehen, ist schon eine riesige Verantwortung“, sagt Schön, die im Familien- und im Wirtschaftsausschuss sitzt. Dass sie schnell Anschluss findet und in die Frauengruppe der CDU/CSU-Fraktion eingebunden ist, erleichtert die erste Zeit in der Hauptstadt. „Das war eine große Stütze, die mir viel Kraft gegeben hat. Komisch, dass mir das erst viel später bewusst wurde.“
Erste Bewährungsproben
Rita Pawelski, die Vorsitzende der Frauengruppe, spricht sie an, macht sie zu einer ihrer Stellvertreterinnen. „Sie hat alles, was eine gute Politikerin ausmacht: sehr hohe Kompetenz, totale Bürgernähe, immensen Fleiß und eine sehr positive Ausstrahlung“, sagt Pawelski. „Und sie ist absolut verlässlich. Von Nadine Schön wird man noch viel hören.“ Erste Bewährungsproben hat Schön schon hinter sich. „Eine war beim Betreuungsgeld, dem ich immer kritisch gegenüber gestanden habe.“ Sie kämpft dafür, dass Eltern beim Betreuungsgeld alternativ auch eine bessere Altersabsicherung wählen können – und stimmt später dem Gesamtkompromiss zu. Das wird ihr in der saarländischen Presse nicht angerechnet. „In der Fraktion Quertreiberin, zu Hause Opportunistin. Das ist fies“, findet sie.
Doch entmutigen lässt sie sich nicht. Im Gegenteil: Sie hat für sich daraus gelernt, noch besser erklären zu wollen. Am besten unmittelbar und auch per Facebook und Twitter. Wie sie das macht, wird man wohl im nächsten Bundestag weiter verfolgen können. Die Aussichten, dass sie wieder ins Parlament einzieht, sind gut. Die Saar-CDU hat Nadine Schön auf Platz zwei der Landesliste gesetzt – hinter Umweltminister Peter Altmaier.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Die Wahl ist noch nicht gelaufen. Das Heft können Sie hier bestellen.