Fast 40 Prozent aller Social-Media-Beiträge aus dem Bundestag könnten künftig von AfD-Abgeordneten stammen. Die „Bild“-Zeitung könnte zur meistgeteilten Nachrichtenseite der neuen Bundestagsabgeordneten aufsteigen und damit den „Spiegel“ überholen.
Alternative Medien im Aufwind
Alternative Medien wie „Nius“ und „Junge Freiheit“, die häufig von AfD-Abgeordneten geteilt werden, gewinnen mit der neuen Zusammenstellung des Bundestags an Einfluss. „Nius“ könnte damit an die dritte Stelle nach „Bild“ und „Spiegel“ rücken. Klassische Wirtschaftsmedien wie „Handelsblatt“ oder die „FAZ“ verlieren ohne die Stammzielgruppe FDP dagegen an Reichweite und sind nicht mehr in den Top Ten der meistgeteilten Medien vertreten.
Das sind die Top Ten der meistgeteilten Medien in Beiträgen von Bundestagsabgeordneten im Zeitraum vom 16. Dezember 2024 bis zum 23. Februar 2025.. Grafik: Pressrelations, Quelle: NewsRadar®
Pressrelations, ein Fullservice-Dienstleister für Medienbeobachtung und Analyse, hat untersucht, welche Parteien und Medien im neuen Bundestag an Sichtbarkeit in den sozialen Medien gewinnen oder verlieren könnten. Als Grundlage für die Studie wurde 115.000 Beiträge der bisherigen Bundestagsabgeordneten auf Social Media im Zeitraum vom 16. Dezember 2024 bis zum 23. Februar 2025 untersucht. Entscheidend waren dafür die Posting-Frequenz und die Art der geteilten Beiträge auf Tiktok, Facebook, Instagram, Threads, Bluesky, Telegram und Youtube.
AfD mit höchster Postingfrequenz
Setzt man die Anzahl der im alten Bundestag vertretenen Abgeordneten ins Verhältnis mit den auf Social Media veröffentlichten Beiträgen, so verzeichnete die SPD die wenigsten Postings. Im neuen Bundestag wird sie laut der Prognose weiter an Sichtbarkeit verlieren – nur noch etwa 13 Prozent der Gesamtbeiträge auf Social Media entfallen auf sie. Bei der AfD ist es andersherum. Mit deutlich weniger Sitzen im Bundestag lag sie aufgrund der hohen Posting-Frequenz bei der Gesamtbeitragsmenge fast gleichauf mit der SPD und der CDU/CSU. Im neuen Bundestag könnte die AfD mit 39 Prozent aller Beiträge mit großem Abstand vor der CDU/CSU liegen, die trotz höchster Sitzanzahl auf nur 25 Prozent kommen.
Auch die Linke punktet mit Sichtbarkeit in den sozialen Medien. Im Parteienvergleich hat sie die zweitmeisten Beiträge pro Sitz im Bundestag veröffentlicht. Die zusätzlichen Sitzanteile könnten zu einer nochmal höheren Sichtbarkeit führen. Laut Prognose landet sie bei zwölf Prozent und schließt zu den Grünen auf, die an Einfluss verlieren und ebenfalls zwölf Prozent aller Beiträge verantworten.
Der Anteil am Gesamtbeitragsaufkommen von Bundestagsabgeordneten der fünf größten Parteien auf Social Media. © Grafik: Pressrelations, Quelle: NewsRadar®
„Die Analyse zeigt, dass der Wahlerfolg der Parteien auch eng mit ihrer Nutzung der sozialen Medien zusammenhängt. Am Ende waren jene Parteien erfolgreich, die gemessen an ihrer Größe überproportional viele Beiträge teilten und die Medien, die ihre eigenen politischen Einstellungen widerspiegeln, erfolgreich für den Wahlkampf nutzten. Den Medien verschafft das wiederum höhere Reichweiten, die sich jetzt durch die neue Sitzverteilung stark verschieben dürften“, sagt Jens Schmitz, Geschäftsführer von Pressrelations.