Sommerpause! Politikpause?

Kolumne

Wenn das politische Berlin pausiert, übernimmt das Sommerloch die Schlagzeilen. Mal ist es ein vermeintlicher Löwe vor den Toren Berlins, mal ein Wels, der Badegäste bedroht. Doch die Menschen drücken in dieser Zeit keineswegs auf die Pausentaste, wenn es um ihr Interesse an der Politik geht.

Fast 70 Prozent der Bevölkerung geben an, selbst im Urlaub nicht bewusst auf politische Nachrichten zu verzichten.

Balkendiagramm zeigt Zustimmung (24,9%) und Ablehnung (69,5%) zur Aussage über politischen Nachrichten während des Somme...

70 Prozent verzichten bewusst auf politische Nachrichten. Grafik: Civey

Andererseits geben auch nur 15 Prozent an, dass sie in dieser Zeit mehr Muße haben, über politische Themen nachzudenken. Der Sommer ist also keine Phase besonderer politischer Reflexion – aber eben auch nicht der totale Abschied vom politischen Interesse. Die Annahme, es herrsche eine kollektive Informationsabstinenz, hält der Realität nicht stand. Politik bleibt im Alltag präsent.

Balkendiagramm zeigt Umfrageergebnisse zur Zustimmung über politische Themen im Urlaub: 15% Zustimmung, 67,4% Ablehnung.

15 Prozent beschäftigen sich im Urlaub mehr mit politischen Themen. Grafik: Civey

Was folgt daraus für die politische Kommunikation? Wer in der Sommerpause verstummt, vergibt die Möglichkeit, im Gespräch zu bleiben. Denn: Das Interesse ist da – wenn auch nicht in Form von tiefen Debatten, so doch in der Erwartung von Präsenz und Anschluss. 57 Prozent der Menschen begrüßen es, wenn Abgeordnete gerade jetzt den Kontakt zu Bürgern suchen. 47 Prozent wünschen sich, dass die Parlamentarier die Sommerpause nutzen, um sich intensiv inhaltlich mit ihren Themen zu befassen. Immerhin auf Platz drei dieses Rankings: Rund 40 Prozent der Befragten meinen, Abgeordnete sollten sich während der Sommerpause erholen, um neue Kraft zu tanken.

Umfragegrafik zu Vorschlägen für Bundestagsabgeordnete während der Sommerpause mit Prozentangaben.

Eine knappe Mehrheit spricht sich dafür aus, dass Abgeordnete in der Sommerpause den Kontakt mit Bürgern suchen. Grafik: Civey

Die Sommerpause ist eine Chance, andere Wege der Ansprache zu gehen. Das klassische Sommerinterview ist ein Weg, um relevant zu bleiben. Es reicht aber oft auch das Gespräch auf dem Marktplatz, ein kluger Post im richtigen Moment oder der sichtbare Einsatz für ein lokales Anliegen. Wer politische Relevanz erhalten will, muss gerade dann ansprechbar bleiben, wenn andere verstummen. Die Sommerpause ist kein Leerraum – sondern eine Chance, Nähe herzustellen.

Wer in dieser Phase Dialog anbietet, gewinnt: an Ernsthaftigkeit, an Vertrauen, an Nahbarkeit. Die Parlamentspause ist real. Und das Sommerloch? Es gehört wahrscheinlich auch dieses Jahr wieder den wilden Tieren.

Die verwendeten Umfragen finden Sie hier.