Mit Gefühl

Kolumne

Als unsere Umfrage zur Vermessung der Emotionen in Deutschland kurz nach Beginn der Corona-Pandemie im Mai 2020 startete, war Zuversicht das dominierende Gefühl. Und die Menschen blieben lange Zeit zuversichtlich. Von wenigen Ausnahmen abgesehen: Als im März 2021 die “Maskenaffäre” Schlagzeilen machte, war Wut das am meisten verbreitete Gefühl.

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Doch dann kam der Krieg und mit ihm eine hohe Inflation und massive Preissteigerungen, die bis heute andauern. Die Menschen reagierten zunächst mit Unsicherheit und Wut. Im März 2022 waren diese beiden die am stärksten verbreiteten Gefühle. Die Unsicherheit ging vor dem Winter zurück. Vielleicht, weil die Gasspeicher sich wieder füllten und die Strom- und Gaspreisbremsen angekündigt wurden. Die Wut blieb bis heute.
Die Gründe dafür können vielfältig sein: Allgemeine politische Unzufriedenheit, aber auch konkrete Veränderungs- und Verlustängste angesichts von wirtschaftlicher Unsicherheit und Transformationsprozessen mit noch ungewissem Ausgang.

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Nicht alle Menschen in Deutschland sind wütend. Schaut man auf die Wahlpräferenzen, trifft der Gemütszustand vor allem auf die AfD-Anhängerschaft zu: Rund 70 Prozent sind dort wütend. Ganz anders sieht es auf der anderen Seite des politischen Spektrums aus. Die Grünen-Anhängerschaft ist so zuversichtlich wie keine andere Bevölkerungsgruppe in Deutschland: knapp 40 Prozent. Fast genauso viele von ihnen empfinden sogar Dankbarkeit.

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Es gibt viele kluge Ansätze, politische Stimmungen und Wahlverhalten zu erklären. Im postfaktischen Zeitalter, in dem wir uns leider befinden, sollten wir Emotionen stärker in den Blick nehmen. Denn eines ist klar: Wut und Demokratie vertragen sich nicht. Wer wütend ist, ist nicht erreichbar für Informationen oder Argumente. Um die Wütenden nicht den Radikalen zu überlassen, sollte die Politik ihnen helfen, ihre Wut abzubauen und wieder konstruktive Wege der Meinungsäußerung und des politischen Engagements zu finden.

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Die verwendeten Umfragen finden Sie hier.