Geht das jemals weg?
Diese brennende Nervosität, die man am allerersten Arbeitstag spürt? Neue Umgebung, neue Aufgaben, neue Gesichter. Und dann auch noch der Anspruch – von anderen, aber vor allem von einem selbst – möglichst schnell einen souveränen Start hinzulegen. Jeder Jobwechsel bringt eine Fülle von Veränderungen mit sich: Der Arbeitsweg, die Kolleginnen und Kollegen, die Abläufe, Routinen und Anforderungen. Besonders in unserer Branche, wo das Tempo kaum Raum lässt, sich einzufinden, kann das schnell überfordern.
Genau deshalb ist ein strukturierter Einstieg so entscheidend. Ein Glück hatte ich hatte diesbezüglich nie Grund zur Klage. Und trotzdem fällt mir mit jedem Jobwechsel immer wieder auf, was ich in den ersten Wochen besonders wertschätze.
Nicht jeder Anfang muss schwer sein. Oder gar dem Zufall überlassen werden. Genau deshalb hier meine drei Must-Haves für ein gelungenes Onboarding:
1. Routinen und Skills herausarbeiten
Die politische Kommunikation ist ein unfassbar breites Feld. Kommunikatoren arbeiten in Startups, NGOs, Verbänden, Parlamenten, Parteien, Unternehmen, Beratungen oder im Journalismus. You name it. Jedes dieser Arbeitsfelder erfordert ein anderes Skillset, und auch die Routinen unterscheiden sich oft stark. Beide Seiten profitieren davon, diese Unterschiede zu reflektieren.
Ein wertvoller Einstiegspunkt: Gemeinsam herausarbeiten, welche Aufgabenfelder und Fähigkeiten aus der vorherigen Rolle übertragbar sind und welche neuen Bereiche gezielt entwickelt werden können. So lassen sich klare Ziele für die Einarbeitung setzen – und zwar im Dialog zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
2. Hierarchien klarstellen
Ich habe nichts gegen eine lockere Unternehmenskultur, Du-Angebote oder Obstkörbe in der Teeküche. Wirklich nicht. Aber ein Satz treibt mich regelmäßig in den Wahnsinn: „Wir haben hier flache Hierarchien!“ Klingt charmant, ist für Kommunikatoren in der Praxis aber gleich aus zwei Gründen ein Hindernis.
Erstens: Wenn es um die Außendarstellung geht, müssen wir wissen, wer im Ernstfall das letzte Wort hat. Klare Verantwortlichkeiten sind keine umständliche Bürokratie, sondern essenziell, um effizient arbeiten zu können. Zweitens: Die wenigsten Organisationen haben wirklich flache Hierarchien. Zumindest nicht, wenn es ernst wird. Ein eindeutiges Organigramm hilft hier mehr, als das falsche Versprechen einer vermeintlich gleichberechtigten Kultur.
3. Anforderungen definieren
Woran wird gute Arbeit gemessen? Was macht die eigene Arbeit besonders? Wo ist Proaktivität gefragt, und was liegt klar außerhalb der eigenen Zuständigkeit? Und nicht zuletzt: Was braucht der Neuzugang, um die eigene Arbeit auszuführen?
Diese Fragen klingen simpel, sind aber gerade in der politischen Kommunikation oft eine Herausforderung. Antworten zu finden, ist dabei keine Einbahnstraße. Arbeitgeber müssen Erwartungen klar formulieren, aber auch Kommunikatoren sind gefordert: Welche Unterstützung brauchen sie? Welche Ziele möchten sie erreichen? Je klarer beide Seiten ihre Vorstellungen kommunizieren, desto schneller wird aus dem Neuling ein souveränes Teammitglied.
Last but not least:
Ein gelungenes Onboarding ist kein Selbstläufer. Es erfordert Planung, Klarheit und Einfühlungsvermögen. Besonders in unserer Branche, wo das Tempo gnadenlos hoch ist, liegt die Verantwortung bei beiden Seiten: Arbeitgeber sollten Strukturen schaffen, die Orientierung bieten, während Arbeitnehmer aktiv ihre Stärken und Bedürfnisse einbringen.
Wenn das gelingt, löst sich die Nervosität oft schneller auf, als man es noch am ersten Tag erwartet hätte.