Deutschlandreise

Vor jeder Landtags- und Bundestagswahl werden zahlreiche Umfragen veröffentlicht, die fast immer nur den Wahlausgang und die Sitzverteilung im Ganzen betreffen. So erfährt man zwar, welche Mehrheiten rechnerisch möglich wären, aber wie die Wahl in Magdeburg, Bamberg oder Hamburg-Mitte ausgehen könnte, darüber geben die Umfragen keine Auskunft. Und das, obwohl auch bei der kommenden Bundestagswahl in 299 Wahlkreisen spannende Duelle um Direktmandate anstehen. Sollte es zu Überhangmandaten kommen, hat dies sogar einen direkten Einfluss auf die politischen Stärkeverhältnisse.
In Staaten mit Mehrheitswahlrecht wie Großbritannien oder den USA gibt es eine lange Tradition, Prognosen für den Wahlausgang in einzelnen Distrikten oder Wahlkreisen auf der Basis von Umfragen und Projektionsverfahren vorzulegen. Fernsehsender wie CNN oder BBC zeigen in den Wochen vor der Wahl und am eigentlichen Wahlabend ständig aktualisierte Vorhersagen.
Einflussfaktoren wie langfristiges Wählerverhalten, Wählermobilisierung, aktuelle Umfragetrends, Stimmen-Splitting und die Persönlichkeit der Kandidaten bestimmen den Wahnlausgang im Wahlkreis. So wird die Unterstützung vieler Unionskandidaten durch FDP-Wähler genauso berücksichtigt wie der Amtsbonus eines langjährigen Abgeordneten. Die Wahlkreisprognose ist ein Projektionsverfahren, das alle wichtigen Faktoren einschätzt und über den wahrscheinlichen Sieger und die Erststimmenverhältnisse im Wahlkreis informiert.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe 27 – Sonntag. Das Heft können Sie hier bestellen.