Trumps Vorliebe für den Reset-Knopf

International

Die Befürworter der “Even Bad News is Good News”-Theorie werden dieser Tage unsicher: Schadet so viel mediale Aufmerksamkeit, wie Donald Trump sie in den vergangenen Wochen bekommen hat, wirklich nicht? Die Liste der Dinge, die sich Trump seit der demokratischen Convention geleistet hat, ist lang. Diese drei Wochen, seit der Vater eines gefallenen muslimischen Soldaten die Bühne in Philadelphia betreten hat und in einer authentischen und mitreißenden Rede den republikanischen Kandidaten beschuldigte, er habe wohl noch nie die Verfassung gelesen, werden wohl als die schlechtesten Tage einer Kampagne in der modernen politischen Kommunikation eingehen.

Es war nicht Trumps erster Fauxpas, aber zumindest der Beginn einer neuen Reihe von Tiefpunkten: Nach der Rede beschuldigte Trump Khizr Khan, den Vater eines amerikanischen Helden – und nichts anderes sind gefallene Soldaten in den USA –, dieser sei unter anderem deshalb gegen ihn, weil Trump keine Terroristen mehr ins Land lassen wolle. Eine seiner Talking Heads legte nach und behauptete, Clinton und Obama seien Schuld am Tod Khans, der 2004 fiel.

Es folgten kleinere Fehden mit dem Speaker of the House, Paul Ryan, etlichen republikanischen Abgeordneten, die entweder öffentlich machten, dass sie Trump nicht wählen oder sogar Clinton ihre Stimme geben würden und andere Vorfälle, die in normalen Kampagnenjahren tagelang in den Schlagzeilen bleiben würden.

Ein Skandal folgt auf den anderen

Trumps Strategie ist dabei immer dieselbe: Mit einem neuen, größeren Aufreger von seinem vorherigen Skandal abzulenken. Vergangene Woche stellte jedoch eine Aussage alles bisherige in den Schatten: Clinton könne, sobald sie Präsidentin sei, nur mehr von Waffenbesitzern (“Second Amendment people”) aufgehalten werden. Auch wenn Trump behauptet, er habe damit nicht dazu aufgerufen, die Demokratin zu erschießen, das Secret Service interpretierte die Aussage anders und twitterte noch am selben Tag, sie hätten die Aussagen auf dem Radar.

Jede Woche versucht Trump einen Neustart seiner Kampagne. Mal ist es eine Rede mit Teleprompter, ein andermal eine Neuaufstellung der Führungsebene der Kampagne und ein Rücktritt seines Kampagnenmanagers, wie etwa erst vor wenigen Tagen. Man wird sehen, ob der letzte Neustart der Kampagne die gewünschte Wendung bringen wird, die die bisherigen Versuche nicht geschafft haben.

Ist die Wahl also gelaufen? Der Statistik-Blog gibt Trump eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 15 bis 20 Prozent. Klingt wenig, ist aber eine höhere Wahrscheinlichkeit, als eine Sechs zu würfeln.

Leichtes Spiel für Clinton?

Im Clinton-Lager gilt deshalb das Motto: “No Panic, but also no complacency”, keine Panik aber auch keine Selbstgefälligkeit. Clinton, die in den vergangenen Wochen kaum im nationalen Rampenlicht war, ist es ganz  recht, dass die Aufmerksamkeit bei Trump liegt. Sie kann in Ruhe Kampagnenveranstaltungen in Swing States machen, mit lokalen Medien sprechen und Spezialmedien bedienen. Ein Satz aus ihrer Parteitagsrede gibt die Strategie auf nationaler Ebene vor: “A man you can bait with a tweet is not a man we can trust with nuclear weapons.” Die Clinton-Kampagne muss Trump nur hier und da ein Häppchen zuwerfen und dabei zusehen, wie sich dieser daran verschluckt. 

Doch vorbei ist die Wahl noch lange nicht. Umfragen im August sind unzuverlässig und viele Bürger sind im Urlaub und bekommen wenig von Trumps Eskapaden mit. Zwischen heute und dem Wahltag am 8. November liegen daher noch viele Ups and Downs, Fallen und Hürden für beide Kandidaten.