Skandal, Skandal…

Medien

Gibt man bei Google den Suchbegriff “Skandal” ein, bekommt man mehr als 50 Millionen Einträge angezeigt. “So viel Skandal war noch nie”, befindet der Politikredakteur Ludwig Greven im ersten Kapitel seines Buchs “Die Skandal-Republik: Eine Gesellschaft in Dauererregung”. Doch welche Rolle erfüllen Skandale? Wie hat sich der Umgang mit ihnen verändert und warum bewegen sie uns eigentlich so sehr?

“Dieses Buch versucht auf all diese Fragen einige Antworten zu geben”, lautet zumindest Grevens Intention. Gelungen ist ihm das jedoch nur bedingt. Im ersten Teil seines Buchs beleuchtet der langjährige Journalist zunächst durchaus vielversprechend und fundiert den Prozess des öffentlichen Eklats. Systematisch veranschaulicht er, wie ein Skandal entsteht, sich entfaltet und welche Rolle die Medien dabei spielen. Und auch im Zeitvergleich weiß “Die Skandal-Republik” mit schlüssigen Antworten auf die Frage des veränderten Umgangs mit öffentlichen Eklats zu bestechen.

Während Skandale traditionell darauf abzielen, Missstände aufzudecken und Verantwortliche zu benennen, handelt es sich laut Greven heutzutage vielmehr um den Versuch, “in einer immer komplexeren Welt irgendwie doch noch unsere Aufmerksamkeit zu erregen”. Als Ursache benennt der Autor dabei folgerichtig den Überlebens- und Konkurrenzkampf in der Medienbranche. Zwar fallen in diesem Zusammenhang auch Stichwörter wie Shitstorm, Facebook und Twitter, doch insgesamt streift Greven die Rolle der sozialen Medien sowie der zunehmenden Digitalisierung nur oberflächlich.

Im zweiten Teil seines Buchs hangelt sich der Autor an verschiedenen Fallbeispielen entlang, ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Skandale wie die Affären rund um Christian Wulff, Karl-Theodor zu Guttenberg und Uli Hoeneß erzählt er lediglich nach. An dieser Stelle gelingt es Ludwig Greven nicht, den Bogen zu seinen vorherigen Erkenntnissen zu spannen, sodass “Die Skandal-Republik” eine stichhaltige Analyse schuldig bleibt. Auch erfährt man, anders als der Untertitel suggeriert, wenig über die Rolle der Öffentlichkeit.

Fazit

Für jeden, der sich für den Prozess der Skandalisierung, verschiedene Skandale und Staatsaffären interessiert, ist “Die Skandal-Republik” ein unterhaltsamer Wegbegleiter. Wer allerdings wert auf wissenschaftliche Fakten und eine fundierte Analyse legt, ist mit diesem Buch falsch beraten. Eine subjektive Zwischendurchlektüre mit guten Ansätzen, aber zu wenig Tiefgang.

Ludwig Greven: Die Skandal-Republik: Eine Gesellschaft in Dauererregung. Edition Lingen Stiftung. Helmut Lingen Verlag. 12,95 Euro.