Faktenschlacht

Branchendienste

[no-lexicon]Den einen geht sie zu weit, den anderen nicht weit genug: Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Und so wurde heftig über sie gestritten. Bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfs im Bundestag Anfang Mai warf etwa der Grünen-Abgeordnete Oliver Krischer Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel vor, sein Vorhaben sei “ein Anschlag auf die Energiewende”. Krischer hantierte mit Megawatt-Zahlen, Daten zum Energie-Arbeitsmarkt und Fakten über Biogas- und Photovoltaik-Unternehmen im Münsterland – Informationen, die seine Position stützten und die er auch aus den Branchendiensten zum Thema Energie bekommt, wie er sagt.

“Was die EEG-Reform angeht, da liefern die Dienste viele Infos, die man selbst gar nicht auf dem Schirm hat, die auch bei den Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und Co. nicht oder noch nicht laufen”, sagt Krischer. “Darüber hinaus bieten sie hilfreiche Hintergrundinformationen für Ausarbeitungen, Reden oder Gastbeiträge.”

Bis 2013 war Krischer Sprecher seiner Fraktion für Energiewirtschaft, seit der Bundestagswahl im vergangenen Herbst ist er stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er koordiniert den Arbeitskreis Umwelt und Energie, leitet die Fraktions-Arbeitsgruppe Energie und Klima und ist stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie. Damit beschäftigen ihn alle Fragen rund um das Thema Energie.

Zeitliche und inhaltliche Vorteile

“Für meine Mitarbeiter und mich wäre es ein großer Aufwand, mir all die Infos, die wir für unsere tägliche Arbeit benötigen, auf anderen Wegen zusammenzusuchen. Und auf manche Infos würde ich bei der Fülle vielleicht gar nicht stoßen oder von lokalen Bürgerprotesten gegen Stromleitungen in Bayern nichts erfahren.” Aus Erfahrung weiß er, dass die Branchendienste  über Themen schreiben, die auch eine bundespolitische Prominenz gewinnen können. So sei es ein zeitlicher und inhaltlicher Vorteil, sie zu lesen: “Ich bin dann schon im Bilde und sprechfähig für die nationalen Medien und muss mir nicht kurzfristig und auf die Schnelle eine Meinung bilden, wenn ein Thema hochkocht.”

Ähnlich geht es auch Roland Schmied vom Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK): “Wir sind als Energiefachverband Berater unserer Mitglieder und vertreten zudem deren Interessen gegenüber der Politik.” Die Dienste seien eine große Hilfe dabei, alle “für uns relevanten Themen sowie die politischen Verfahren im Auge zu behalten und nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden”, so Schmied. “Die Dienste sind einfach eine gute Versicherung für uns, nichts zu übersehen.”

Die beiden Abonnenten machen damit deutlich, warum die Branchendienste – nicht nur beim Thema Energie – so wertvoll sind: Sie stellen Informationen, Referentenentwürfe und Hintergrundberichte zur Verfügung. Und diese werden so aufbereitet, dass der Leser Zeit spart.

Verschiedene Perspektiven

Und doch ist die Situation beim Thema Energie eine andere als etwa beim Thema Gesundheit, wie Sandra Busch-Janser vom Berliner Informationsdienst (BID) erklärt. Sie hat den Vergleich. Denn ihr Dienst bietet Informationen zu verschiedenen Politikfeldern. “Beim Thema Energiepolitik hat man viele verschiedene Verbände, die zum Teil überschneidende Interessen haben, gerade beim Thema erneuerbare Energien. Dann gibt es wiederum welche, die sehr spezielle Interessen haben, weil sie etwa auf eine Erzeugungsart spezialisiert sind”, sagt Busch-Janser. “Die Herausforderung ist, so breit aufgestellt zu sein, dass es für jeden Akteur relevante Neuigkeiten gibt und sich kein Abonnent beim Lesen des Dienstes langweilt. Das heißt auch, wir müssen immer aus all den verschiedenen Perspektiven heraus denken.”

Die verschiedenen Blickwinkel und Interessen, die bedient werden wollen, führen auch zu einer anderen Konkurrenzsituation: Sie ist teilweise entspann­ter. Ein Beispiel: Auch der Europäische Wirtschaftsdienst EUWID Neue Energien verfolgt “das Ziel, Entscheider mit knappem Zeitbudget kompakt und kompetent über die wichtigsten Entwicklungen der Energiewende zu informieren”, wie Stefan Preiß, Redaktionsleiter bei EUWID, erklärt.

Im Vergleich zum Berliner Informationsdienst, der sich auf politische Informationen spezialisiert hat, ist EUWID Neue Energien allerdings ein Wirtschaftsdienst, der in erster Linie die ökonomischen Hintergründe des Marktgeschehens beleuchtet, so Preiß: “Neben Wirtschafts- und Politikmeldungen spielt bei uns insbesondere die Preisberichterstattung etwa im Bereich Biomasse eine große Rolle.” Die Hauptzielgruppen sind damit nicht wie bei anderen Diensten Politiker, sondern Energieversorger und -dienstleister.

Vorrangig Dienstleister

Für Christoph Weber, der den Lehrstuhl für Energiewirtschaft an der Universität Duisburg-Essen innehat, sind die Anbieter der Energieinformationen auch noch an einem anderen Kriterium zu unterscheiden: “Diejenigen, die vor allem den Energiehandel im Auge haben und den Händlern nicht nur Hintergrund-, sondern auch Handelsinformationen wie Preise zur Verfügung stellen, die sind in erster Linie Dienstleister und nicht Akteure in der Energiebranche.” Dazu zählt er etwa energate, für dessen Kunden die aktuellen Marktinformationen entscheidend seien. Daneben gebe es aber auch “den ein oder anderen Dienst, der nicht so häufig erscheint und Informationen bereitstellt, die ganz klar fokussiert sind, etwa auf erneuerbare Energien”. Als Beispiel nennt er den Dienst des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien IWR. “Hier gibt es sicherlich eine klare Verbindung zu den Akteuren der regenerativen Energiewirtschaft, dementsprechend ist der Tenor der Meldungen auch häufig pro Erneuerbare”, sagt Weber.

Von einem gegenteiligen Beispiel berichtet Oliver Krischer: “Es gibt zum Beispiel den Newsletter des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft, der monatlich erscheint und viele Fakten liefert.” Etwa darüber, wie viel Wind- und Solarenergie in einem bestimmten Zeitraum eingespeist worden sind, wie viel Strom exportiert wurde und wie hoch der Anteil des Kohlestroms daran war. “Die Zahlen helfen uns oftmals in unserer täglichen politischen Arbeit, dem politischen Mitbewerber zu sagen: Es gibt überhaupt keine Versorgungslücke in Deutschland, auch nicht, wenn wir Atomkraftwerke abschalten. Im Gegenteil: Wir exportieren weiterhin Strom ins Ausland”, so Krischer. “Man kann also nicht sagen, dass der Dienst des BDEW, in dem auch die vier großen Stromkonzerne RWE, Vattenfall Europa, Eon und EnBW zahlende Mitglieder sind, ein Loblied auf den Kohle- oder Atomstrom singt.”

Mandy Schoßig, die Pressesprecherin des Öko-Instituts ist und dort das Referat Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation leitet, ist überzeugt, dass die Dienste insgesamt eine wichtige Funktion wahrnehmen: “Sie füllen eine Lücke zwischen klassischen Medien, Branchenfachzeitschriften und sonstigen Veröffentlichungen von wissenschaftlichen Institutionen, die in der Regel nicht im Wochenrhythmus erscheinen.”

Das Öko-Institut selbst, das zu Themen wie dem EEG, Kapazitätsmärkten oder der Rohstoffpolitik der EU forscht, nutzt die Dienste – auch europäische und internationale – in zwei Richtungen. Einerseits, um sich selbst über energiepolitische und Nachhaltigkeitsthemen zu informieren. “Aber wir versuchen auch, über die Dienste eigene Themen, zu denen wir intensiv wissenschaftlich arbeiten, einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Und es ist eine gute Bestätigung”, so Schoßig, “wenn die Branchendienste die Infos des Öko-Instituts für wertvoll und glaubwürdig genug halten, um sie dann als Multiplikator weiterzuverbreiten.”

Die wichtigsten Branchendienste im Überblick

Der Berliner Informationsdienst – BID

Das Kerngeschäft des Berliner Informationsdienstes ist das Monitoring, allerdings nicht nur für das Thema Energiepolitik. Der BID bietet auch Informationen in den Bereichen Gesundheits-, Netz-, Sicherheits-, Steuer-, Verbraucherschutz- und Verkehrspolitik an. Der BID gehört zum Angebot von “polisphere”, ein Thinktank, der auch Networking-Veranstaltungen organisiert sowie “fundierte Forschung und branchenbezogene Recherchen” übernimmt.
Hrsg. von Sandra Busch-Janser, die zugleich auch Geschäftsführerin von polisphere ist.
Sitz: Friedrichstraße 60,10117 Berlin
Kosten: monatlich 200 Euro zzgl. 7 Prozent MwSt.

BDEW direkt

Monatlicher Newsletter “BDEW direkt” für Mitglieder des Verbandes. Darin enthalten sind aktuelle Meldungen zur Energie- und Wasserwirtschaft. Daneben erscheint vierteljährlich das Magazin “Streitfragen!”.
Hrsg. vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW)
Sitz: Reinhardtstr. 32, 10117 Berlin
Nur für Mitglieder des BDEW.

Energiepolitischer Informationsdienst EPID

Der EPID erscheint im Zwei-Wochen-Rhythmus und informiert über die politischen Entscheidungen in Bund und Ländern sowie auf EU-Ebene. Zudem berichtet er über die Initiativen der wichtigen Interessensverbände. Das Abonnement beinhaltet außerdem den EPID-Monitoringbericht (Hintergrundberichterstattung, 14-tägig als PDF-Dokument), EPIDweekly (Kurznachrichten, wöchentlich als Newsletter) sowie MyEPID (tagesaktuelle Berichterstattung/personalisierte Alerts/Recherche-Tool).
Hrsg. vom Energiepolitischen Informationsdienst, dessen Geschäftsführer Ralf Peters ist.
Sitz des Berliner Büros: Marchlewskistraße 33, 10243 Berlin
Kosten: Das Abonnement einer personengebundenen Einzellizenz, das für mindestens zwölf Monate abgeschlossen werden muss, kostet monatlich 39 Euro zzgl. MwSt. Den Abgeordneten des Deutschen Bundestages und der Landtage sowie den Mitgliedern des Europäischen Parlamentes steht der Informationsdienst kostenlos zur Verfügung.

Europäischer Wirtschaftsdienst EUWID

 “Wir machen Märkte transparent” – so lautet der Slogan des Europäischen Wirtschaftsdienstes, der Branchendienste zu den Themen “Neue Energien” sowie “Energieeffizienz” anbietet. Die Abonnenten von “EUWID Neue Energien” erhalten unter anderem Analysen zu den Entwicklungen der politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an den Märkten für erneuerbare Energien. EUWID bietet nach eigenen Angaben “entscheidungsrelevante Marktinformationen aus dem In- und Ausland: hochaktuelle, eigens recherchierte Marktdaten, nationale und internationale Firmennachrichten und Analysen länderbezogener Marktentwicklungen”.
Hrsg. vom Europäischen Wirtschaftsdienst, Geschäftsführende Gesellschafter sind Dr. Martin Katz und Christine Katz
Sitz: Bleichstraße 20-22, 76593 Gernsbach
Kosten: Eine E-Paper-Doppellizenz des Branchendienstes EUWID Energieeffizienz bzw. des EUWID Neue Energien kostet 415 Euro bzw. 390 Euro im Jahr. Beide sind auch im Printabonnement für 330 Euro bzw. 295 Euro erhältlich.

energate messenger

Der energate messenger wird börsentäglich als PDF-Dokument verschickt und liefert Nachrichten sowie Preis- und Marktdaten aus der Energiebranche. Zusätzliche Informationen bietet das Online-Angebot. Monatlich erscheinen im energate Fachverlag außerdem Hintergrundinformationen etwa für die Bereiche Gasmarkt und Netze.
Hrsg. von der energate GmbH
Sitz: Norbertstraße 5, 45131 Essen
Sitz des Berliner Büros: Joachimstaler Str. 20, 10719 Berlin
Kosten: Eine Einzellizenz für den energate messenger kostet 79 Euro zzgl. MwSt., zusätzlich kann die tägliche energate Presseschau mit Energiethemen aus der überregionalen Wirtschaftspresse für 15 Euro bestellt werden. Die Mindestdauer des Abos ist zwölf Monate. Möglich ist auch ein Kombi-Abonnement mit dem e21.newsletter.

e21 info und e21 newsletter

“Energiewende täglich im Blick” – so wirbt das Portal e21.info – ein weiteres Angebot aus dem Hause energate – für sich. Es stellt nach eigenen Angaben täglich “alle relevanten Informationen zur Energiewende online zur Verfügung”. Dazu gehören alle marktrelevanten Informationen und Marktdaten zu den Themen erneuerbare Energien, intelligente Energieanwendungen und Energieeffizienz.
Hrsg. von der energate GmbH
Sitz des Berliner Büros: Joachimstaler Str. 20, 10719 Berlin
Kosten: Das Jahresabonnement von e21.info inkl. e21.magazin kostet 79 Euro pro Monat plus 19 Prozent MwSt. Bezieht man außerdem den energate messenger, kostet das Kombi-Abonnement 219 Euro pro Monat plus 19 Prozent MwSt.[/no-lexicon]

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Bonn – wo liegt das?. Das Heft können Sie hier bestellen.