Binninger hat den Beat

Serie "Und sonst so?"

Da sind ja viele Zuhörer, die werden sich freuen“, sagt Clemens Binninger selbstironisch, als er an einem Montagnachmittag an der Berliner East Side Gallery aus dem Auto steigt. Er sei etwas aus der Übung, warnt er mit Blick auf das Sechziger-Jahre-Schlagzeug, das für den Fototermin mit p&k am Spreeufer steht. Dreißig Minuten später wird er bedauern, dass der schönste Termin der Sitzungswoche schon vorbei sei.

Binninger kommt zum Shooting, wie man ihn in Berlin kennt: schwarzer Anzug, grau-orange gepunktete Krawatte, Seitenscheitel. Doch kaum hat er auf dem Schlagzeughocker Platz genommen, fällt die Förmlichkeit wie ein schwerer Mantel von ihm ab. Binninger schlägt zwei Mal kräftig auf die Snare Drum. „Das hätte ich gern noch ein bisschen dumpfer“, sagt er, zieht ein kastanienbraunes Lederportemonnaie aus seinem Jackett und legt es am Rand der Trommel ab – ein Trick aus aktiven Zeiten.

Die sind leider vorbei. Selten hat Binninger Zeit für seine Musik. Im Wahlkampf habe ihn der Dirigent einer Blaskapelle gebeten, beim nächsten Marsch mitzuspielen, erzählt er. „Wie, Marsch?“, habe er gefragt. „Ufftata“ ist nicht sein Ding. Bigband-Beats und rockige Riffs mag er lieber. „Drei Schlagzeuger auf der Bühne – damit lockt man mich von jeder Debatte weg.“

Mit zehn Jahren hielt Binninger zum ersten Mal Drumsticks in den Händen. Sein Vater verdiente sich nach dem Krieg mit Tanzmusik ein bisschen Geld dazu. Von ihm hat Binninger viel gelernt, manches hat er sich selbst beigebracht. Bis heute steht sein Schlagzeug im Elternhaus im Schwarzwald „und wartet auf bessere Zeiten“.

Dass ihm neben der Kontrolle der Geheimdienste bald wieder mehr Zeit für sein Hobby bleibt, ist unwahrscheinlich. Dennoch: Mit welchen Parlamentariern würde er eine Band gründen? „Da muss ich überlegen“, sagt Binninger und schlägt mit den Sticks in die hohle Hand. „Claudia Roth hätte auf jeden Fall den Gesang, die SPD den Bass. Und die Lead-Gitarre bekäme die Union.“

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